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  • Das Geheimrezept für eine intensivere Beziehung zu deinem Pferd

    Interview mit Bibi Degn, Tellington-TTouch®-Instruktorin für Pferde

    Geheimrezepte klingen immer so schreierisch, so übertrieben. Ja, da hast du Recht.  Mit dieser Überschrift wollte ich deine Aufmerksamkeit erregen. Denn das Thema, worum es in diesem Interview geht, ist mir sehr, sehr wichtig und ich will all deine Aufmerksamkeit 😉 Denn dieses Geheimrezept entscheidet meiner Meinung nach darüber, wie intensiv deine Beziehung zu deinem Pferd ist und wie du sie verbessern kannst!

    Bist du bereit, etwas zu investieren, um die Beziehung zu deinem Pferd zu verbessern, sie auf ein neues Level zu heben? Dann ist das folgende Interview über dieses Geheimrezept genau das Richtige für dich. Ich hoffe, es regt dich zum Nachdenken an – und führt dich in Folge zu einer intensiveren, freudvolleren Beziehung zu deinem Pferd!

    Doch wie lautet nun das Geheimrezept?

    Achtsamkeit: Das Geheimrezept für eine intensivere Beziehung zu deinem Pferd

    Das Geheimrezept lautet Achtsamkeit. Du hast dieses Wort sicher schon öfter gehört.

    Jeden Tag erinnere ich mich daran, Dinge mit mehr Ruhe anzugehen, bewusster zu agieren, die Reaktionen meines Pferdes nicht zu sehr auf die Waagschale zu legen. Mich nicht in meiner Person angegriffen zu fühlen, wenn etwas nicht klappt. Genau hinzuspüren, was mein Pferd mir sagen will, mit mehr Liebe bei der Sache zu sein … für mich bedeutet all das und noch viel mehr der Begriff der Achtsamkeit. Und das beginnt zum Beispiel schon beim Putzen.

    Achtsamkeit hilft dir, die Beziehung zu deinem Pferd zu intensivieren. Weil du bewusster hinschaust, bewusster hinfühlst und dein Pferd noch mehr zu verstehen im Stande bist.

    Und weil die Tellington-TTouch-Methode das perfekte Tool für Achtsamkeit ist, ja vielleicht sogar die „angewandte Achtsamkeitsschule“ ist (vgl. Interview), habe ich Bibi Degn zum Interview gebeten.

    Bibi ist eine der weltweit wenigen Tellington-TTouch-Instruktorinnen, die von Linda Tellington-Jones persönlich anerkannt und zertifiziert sind. Bibi ist somit befugt, nicht nur die Methode anzuwenden und zu unterrichten, sondern auch Tellington-TTouch-Lehrer/-innen auszubilden.

    Ihr Fundus zur Tellington-Methode ist unendlich. Sie ist durch und durch Pädagogin in ihrem Beruf als Tellington-Instruktorin und lebt für und mit den Tieren. Ihre gesamte Arbeit und ihre Herangehensweise an „Problempferde“, Pferde mit Verhaltensauffälligkeiten, an problematische Pferd-Mensch-Beziehung ist von unglaublich viel Liebe zu allen Lebewesen, von hoher Achtsamkeit und Lebensfreude geprägt.

    Im Interview mit mir erklärt sie, was das Konstrukt „Achtsamkeit“ für sie bedeutet, wie es sich konkret  anwenden lässt und wie du mit mehr Achtsamkeit die Beziehung zu deinem Pferd verbessern kannst.

    Die Beziehung zum Pferd verbessern mit ...

    Ghostreiter by Melanie: Achtsamkeit ist heutzutage ja fast schon ein Modewort. Was bedeutet für dich Achtsamkeit – wie definierst du sie für dich selbst?

    Bibi Degn: Achtsamkeit bedeutet für mich, das, was ich tue, mit Liebe zu tun. 

    Wie integrierst du Achtsamkeit in dein tägliches Leben? Haben Tiere da einen großen Anteil?

    Die Tiere sind die großen Lehrmeister für meine Achtsamkeit, denn nichts, was ich an, für und mit meinen Tieren mache, hat, ohne achtsam zu sein, viel Wert. In dem Moment, in dem ich meine Tiere sehe, ihre Seele schaue, stellt sich Achtsamkeit wie von selbst ein. Wir alle – vermute ich – haben Tiere, weil wir unsere Liebe zu ihnen spüren wollen. Ich bemühe mich, dies zu leben, wenn ich mit ihnen in Interaktion bin.

    Dies führt zu einem „angewandten Achtsamkeitstraining“ im Alltag, ein großer Vorteil, den wir „Tiere-Menschen“ haben können. Denn wir lernen Achtsamkeit nicht nur bei Stille im Meditationstempel, sondern in der oft sogar lärmenden Welt, im Handeln mit schreckhaften Pferden, bellenden Hunden und eigenwilligen Katzen.

    Dieses Training, Achtsamkeit im Handeln anzuwenden, führt zu einer Haltung, zu Übung, zu einer Gewohnheit. Kürzlich sagte ein Freund zu mir, ich würde den Blumenkohl mit zärtlichen Händen zerteilen. Das war mir nicht bewusst – danke euch, ihr Tiere, für eure anhaltende Achtsamkeitsschulung!

    Der Kontakt wird tiefer, das Zusammensein wird freudvoller

    Wie kann höhere Achtsamkeit unser Zusammenleben mit Tieren beeinflussen?

    Ich habe erwähnt, dass ich einen Zusammenhang zwischen Achtsamkeit und dem Sehen der Seele der Tiere sehe. Wer, ob Tier oder Mensch, blüht nicht auf, wenn sein Gegenüber „seine Seele schaut“? Und wer von uns blüht nicht auf, wenn uns das Gegenüber einen Blick auf seine Seele erlaubt? Der Kontakt wird tiefer, das Zusammensein wird freudvoller, das Training wird spielerischer, es geht nicht mehr um Machtpositionen – und die Sucht, mit den Tieren zu sein, wird gewaltig werden 🙂

    Wie hat dich der achtsamere Umgang mit Tieren durch deine Arbeit als Tellington TTouch® Instruktorin als Mensch verändert?

    Wenn ich oben das angewandte Achtsamkeitstraining erwähnt habe, so möchte ich die Tellington TTouch® Methode als die angewandte Achtsamkeitsschule bezeichnen. Eine bodenständige und zielführende Trainingsmethode, die so viele Elemente der Achtsamkeitsschule in sich trägt, macht, dass es einfach passiert, ohne drüber groß zu reden oder sich diesbezüglich zu disziplinieren.

    Achtsamkeit hat ja auch immer mit Bewusstsein zu tun: Ich muss mir bewusst sein, dass mein Handeln, mein Verhalten Auswirkungen auf Mitmenschen, auf andere Lebewesen, auf meine Umwelt hat. Wie kann ich aus deiner Sicht Bewusstsein und Achtsamkeit fördern?

    Die Antwort ist vielleicht überraschend – das kann ich, indem ich gut und ganz bei mir selbst bin, mich selbst wahrnehme, in Kontakt mit meinem Wesen trete und meine Liebe, die ja immer da ist, in mir finde.

    Denkst du, dass mehr Achtsamkeit und Bewusstsein in der heutigen Zeit uns helfen würde, unsere Welt zu einem schöneren Ort für uns und unsere Tiere zu machen?

    Ich glaube, es gibt keinen anderen, keinen besseren Weg und Schlüssel dahin.

    Achtsamkeit in der Ausbildung von jungen Pferden

    Lernen in Abwesenheit von negativem Stress

    Bibi, du bist seit vielen Jahren Instruktorin für Tellington TTouch ® Training für Pferde. Du hast bei Linda Tellington-Jones gelernt, lernst immer noch regelmäßig bei ihr und wurdest von ihr persönlich 2002 zur Instruktorin ernannt. Kannst du uns kurz erklären, was die Tellington TTouch® Methode ist und welchen Bezug Tellington TTouch zur Achtsamkeit hat?

    Für mich ist die Tellington-Methode Trainingsmethode für Tiere, eine Methode, die Beziehung schafft, Verbindung zwischen Mensch und Tier auf einer Ebene, die einen Tick tiefer ist als unser Alltagsbewusstsein. Diese Ebene hat etwas mit „Erkenntnis“ zu tun.
    Daraus ergibt sich all das andere: Lernen kann man nun mal am besten in der Abwesenheit von negativem Stress, Kooperation ergibt sich aus Freundschaft wie von selbst, und der Körper erblüht, sobald Liebe im Spiel ist. So ist all das „esoterische Zeugs“ kein Widerspruch zu einer bodenständig funktionierenden Trainingsmethode, die jeder anwenden kann, sondern der Nährboden für funktionale Beziehungen zwischen Mensch und Tier.

    Tiere als Lehrer für uns

    Linda Tellington-Jones gilt ja als Wegbereiterin für eine der achtsamsten Methoden in der Ausbildung von Tieren. Wie hat Linda das Thema der Achtsamkeit in ihre Philosophie eingebunden?

    Die Philosophie der Tellington-Methode sagt Folgendes: Arbeit mit dieser Methode lässt erfahren, wie wichtig die Tiere in unserem Leben sind, und verwirklicht, dass Tiere Lehrer für uns sind.

    Sie trägt bei zu Freundschaft und Liebe zwischen Mensch und Tier sowie zu Frieden, Freundschaft und achtsamem Umgang von Menschen.

    Es kommt zum Ausdruck, dass jedes einzelne Tier (und jeder Mensch) besonders ist und etwas anderes braucht, um glücklich zu sein, und dass jedes Tier und jeder Mensch auf seine eigene Weise lernt.

    Tiere werden mit Verständnis behandelt, statt über sie zu bestimmen, sie einzuschüchtern oder ihnen körperlich oder seelisch weh zu tun.

    Der Tellington TTouch dient als Sprache, die zwischen Mensch und Tier genutzt werden kann.

    Vielen Dank, Bibi, für dieses Interview!

    Mehr zu Bibi findest auf ihrer Homepage: www.tiereakademie.de

  • Warum du unbedingt Pferdetagebuch führen solltest

    Tagebuchschreiben ist verrufen als fad, altbacken und Kinderkram. Aber ganz zu unrecht! Wer sich regelmäßig Zeit nimmt, um Pferdetagebuch zu schreiben, geht in die Stille und reflektiert sich und sein Handeln. Wer Pferdetagebuch schreibt, kommt wieder mehr in die Ruhe – eine ganz wichtige Voraussetzung, um sich im trubeligen Alltag zu erden und ein Ruhepol und sanfter Führer für sein Pferd zu werden!

    Warum du unbedingt ein Pferdetagebuch führen solltest und warum uns das Schreiben mit Stift und Papier so guttut, habe ich Vanessa Beyer, Schreibmentorin und Texterin aus Leipzig und begeisterte Reiterin, gefragt.

    Liebe Vanessa, wir haben uns ja zufällig übers Internet „kennengelernt“ und dann entdeckt, dass wir beide Pferde und das Reiten lieben und sogar Hunde derselben Rasse haben …

    Wie bist du zu den Pferden gekommen? Was fasziniert dich so an diesen Tieren?

    Oh, daran kann ich mich noch gut erinnern: Als ich noch klein war, haben meine Eltern mit mir Urlaub auf einem Bauernhof gemacht und bei einem Ausritt sind die Pferde durchgegangen. Zum Glück ist nichts passiert. Danach meinte ich, dass ich gerne Reiten lernen möchte. Zurück zuhause hatte ich meine erste Reitstunde, die allerdings nicht lang ging, weil ich so viel Angst hatte. Meine Reitlehrerin meinte damals, dass sie aus mir eine Reitmaus macht – und nun sitze ich schon seit über 20 Jahren im Sattel.

    Zu meinem 12. Geburtstag stand dann mit einer großen roten Schleife um den Hals mein Pferd Cody in der Box. Cody war damals 6 Jahre alt und wenn ich nach rechts gehen wollte, ist er prinzipiell nach links gelaufen. Bei unserem ersten Turnier wurden wir in allen Prüfungen disqualifiziert, aber wir haben uns zusammengerauft und erritten uns u. a. fünf Europameistertitel. Heute genießen wir zusammen Codys Rentnerleben, und ich bin sehr dankbar, dass er mit seinen 24 Jahren noch so fit ist. 

    Cody lehrte mir in all der Zeit – und das finde ich an diesen Tieren so faszinierend – was Geduld, Ehrgeiz und Vertrauen wirklich bedeuten. 

    Vanessa und Cody waren sehr erfolgreich im Westernreitsport unterwegs. Sie gewannen u. a. fünf Europameistertitel!

    Magst du meinen Leserinnen und Lesern kurz erzählen, was du neben Reiten und Gassigehen mit dem Hund sonst noch machst?

    Ich verbringe gerne Zeit mit meinen Herzensmenschen, interessiere mich für mentale und emotionale Gesundheit und mache regelmäßig Sport. Außerdem ist meine Arbeit ein wichtiger und schöner Bestandteil meines Alltags. 

    Du bist Schreibmentorin. Was kann man sich darunter vorstellen? Wobei hilfst du Menschen?

    Als Schreibmentorin begleite ich Menschen dabei, ihre Gedanken, Gefühle und Geschichten in Worte zu fassen. 

    Zum einen im beruflichen Kontext, indem wir zusammen Konzepte und Texte für die Brand Story, Websites, Blogs, Kurse oder Bücher kreieren. 

    Und zum anderen auch für das Persönliche, denn wenn wir regelmäßig für uns selbst schreiben und dabei unsere innere Stimme wahrnehmen, können wir uns mehr Klarheit, Struktur, Selbstbewusstsein, Vertrauen, Leichtigkeit und Freude im Alltag und im Leben schenken.

    Gab es auch schon Kundinnen oder Kunden von dir, die dich gebeten haben, ihnen mit ihren Texten zu einem speziellen Thema im Pferdesport zu helfen?

    Nein, das gab es bisher leider noch nicht. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Spontan finde ich zum Beispiel die Idee prima, ein Journal für Pferdebesitzer zu kreieren, in dem es darum geht, sich selbst als Reiter und die Verbindung zum Pferd mental und emotional zu stärken.

    Tagebuch bzw. Pferdetagebuch zu schreiben hilft beim Lernen

    In meinem Online-Kurs Relax and Ride bitte ich meine Teilnehmerinnen darum, zu jedem Modul ein Erfolgstagebuch bzw. Pferdetagebuch zu schreiben. Was sind die Vorteile, wenn man Erlebtes und zu Lernendes aufschreibt?

    Beim Schreiben bringen wir unsere Gedanken, Gefühle und Geschichten aufs Papier. Sie verfliegen dann nicht so schnell wie das gesprochene Wort und stehen Schwarz auf Weiß vor uns. Journaling hilft uns, bestimmte Muster zu erkennen, beispielsweise in unseren Gedanken, Entscheidungen und Handlungen. Im Alltag verlaufen diese Prozesse ja meistens automatisch, also ohne, dass wir viel darüber nachdenken, und so können wir wieder mehr Bewusstsein in unser Leben bringen. 

    Als Pferdebesitzer können wir uns zum Beispiel mal fragen:

    • Wie möchte ich als Pferdebesitzer eigentlich sein? Worauf lege ich persönlich Wert und wie kann ich meinem Pferd ein wundervolles Leben ermöglichen?
    • In welchen Situationen kommen wir immer wieder ins Hadern? Woran könnte das liegen? Wie kann ich mein Pferd und mich in diesen Situationen mit mehr Leichtigkeit unterstützen?
    • Wobei könnte es beim Training Schwierigkeiten geben und wie geht die bewusste, geduldige und liebevollste Version von mir damit um?
    • Was habe ich heute über mich gelernt? Was habe ich heute über mein Pferd gelernt? Welche Erkenntnisse nehme ich mir davon mit?

    Statt also oft einfach nur zu reagieren, hilft uns das regelmäßige Schreiben dabei, unsere Mensch-Pferd-Beziehung klarer, fokussierter, einfühlsamer und vertrauensvoller zu gestalten.

    Wenn du dich für meinen Online-Kurs Relax and Ride interessierst, melde dich für meine E-Mail-Liste an. So bist du immer top informiert, wann der Kurs wieder gebucht werden kann. Zudem erhältst regelmäßig Inspirationen, Tipps und Praxisvideos!

    Vanessa Beyer Journaling
    Durch das führen eines Pferdetagebuchs können wir das hektische Außen mal leiser drehen und im Innen wieder Ruhe finden, was uns auch im Umgang mit dem Pferd entspannter macht.

    Was früher Tagebuchschreiben war, heißt jetzt Journaling

    Ein Pferdetagebuch zu führen bekommt rasch das Etikett „altmodisch und kindisch“. Warum empfiehlst du, es dennoch zu tun?

    Gerade als Erwachsene haben wir einen recht schnellen und getakteten Alltag mit Terminen, Verpflichtungen und Erwartungen. Beim Schreiben können wir das Außen mit all dem Trubel mal wieder leiser drehen und unsere innere Stimme wahrnehmen. Wir können mit uns selbst ins Gespräch gehen und wieder bewusster mit unseren Wünschen und Bedürfnissen verbinden. 

    Das Schreiben mit der Hand ist außerdem wissenschaftlich nachgewiesen ein wundervolles Tool, um unsere Gedanken zu entschleunigen. Wenn wir zur Ruhe kommen, entspannen sich auch unsere Muskeln, der Blutdruck senkt sich und der Herzschlag wird reguliert. Wenn wir regelmäßig schreiben, kann das einen positiven Effekt bei Stress, innerer Anspannung und Unruhe, Schlafproblemen, Ängsten, bei bei der Stärkung des Immunsystems, Konzentration und Erinnerungsvermögen sein.

    So wie wir im Stall einfach mal abschalten können und danach alle Probleme plötzlich kleiner sind, ist auch das Journaling eine wohltuende Möglichkeit, wieder mehr bei uns selbst anzukommen.

    Pferdetagebuch in Kombination mit einer Achtsamkeitspraxis

    Eine schöne Art, „Journaling“ zu betreiben, ist das Reflektieren über den Tag und eine Art Achtsamkeits- oder Dankbarkeitspraxis einzuführen.

    Welche Tipps kannst du meinen Leserinnen geben, wenn sie darüber nachdenken, mit dem Pferdetagebuchschreiben oder dem Journaling anzufangen?

    Häufig hören wir, dass wir unbedingt täglich schreiben müssten, dass morgens der perfekte Zeitpunkt ist und dass wir mindestens fünf Dinge aufs Papier bringen müssten, wofür wir dankbar sind. 

    Ich finde, das Journaling sollte immer zur aktuellen Lebensphase passen. Frag dich daher am besten: Was brauchst du gerade? Was wünschst du dir von deiner Journaling Routine? Was ist wirklich realistisch? Und wie kannst du dich selbst dabei unterstützen, wirklich regelmäßig zu schreiben? 

    Fang zum Beispiel ganz entspannt damit an, dass du dir ein Wort, einen Satz bzw. eine Frage notierst, die dich durch den Tag begleitet und dass du sie näher beschreibst. Oder frage dich, wie du dich gerade fühlst, wie du dich fühlen möchtest und was du dafür tun kannst, um diese Gefühle in deinen Tag zu bringen.

    Je mehr du schreibst, desto mehr verbindest du dich mit deiner inneren Stimme und nimmst bewusster wahr, was du brauchst und was dir guttut.

     

    Vanessa Beyer Pferdetagebuch

    Wer ist Vanessa Beyer?

    Vanessa Beyer ist selbstständige Schreib-Mentorin und Texterin. Sie begleitet Menschen dabei, ihre Gedanken, Gefühle und Geschichten in Worte zu fassen. In ihrem Newsletter Liebe Seele… berichtet sie jeden Sonntag von ihren eigenen Erfahrungen, Emotionen und Erkenntnissen. Im Liebe Seele…-Club lädt sie außerdem mit gezielten Vorlagen und live Journaling Sessions Menschen dazu ein, selbst regelmäßig den Stift und somit ihr Leben in die Hand zu nehmen. Ihre Feel Good-Manager sind dabei ihr 24-jähriger Paint Horse Cody und ihr
    11-jähriger Australian Cattle Dog Paul.

    https://liebeseele-impulse.de 

    https://liebeseele-impulse.de/newsletter/ 

    https://liebeseele-impulse.de/club

    https://www.instagram.com/vanessa_liebeseele/

  • Wie du die Macht deiner Weiblichkeit im Pferdetraining nutzen kannst

    Wer von uns Pferdefrauen kennt es nicht? In den Tagen vor den Tagen sollte dich keiner in der Stallgasse schief ansehen, es könnte ein Wutausbruch folgen. Während den Tagen reagierst du rasch emotional und fühlst dich ziemlich neben der Spur (von möglichen Regelschmerzen mal ganz abgesehen). Und dann sind da noch die Tage nach den Tagen, wo wieder alles Friede, Freude, Eierkuchen ist und du am liebsten die ganze Welt umarmen möchtest.

    Der weibliche Zyklus und das damit einhergehende Hormonchaos mit all seinen Ups and Downs hält uns Pferdefrauen ganz schön auf Trab.

    In diesem Blogbeitrag möchte ich darauf eingehen, wie du dieses Chaos in deinen Emotionen, deiner Gefühlswelt und deinem Körper durch Achtsamkeit wieder in den Griff bekommst und wie du die Macht der Weiblichkeit im Pferdetraining nutzen kannst.

    Frauen und „ihre Tage“ - unnötig aufgebauschtes Thema?

    Manche denken sich jetzt vielleicht: „Wieso bauscht Melanie denn dieses Thema so unnötig auf? Ich nehme die Pille … und die monatliche Blutung? Ein paar Tage bluten – na und?“

    Dazu kann ich dir sagen: Auch diese „Wurschtigkeit“ gegenüber den Tagen und dem weiblichen Zyklus kenne ich. Lange genug habe ich die Pille genommen und die paar Tage im Monate Bluten haben mich genau null und gar nicht aus der (Reit-)Bahn geworfen. Ich habe sie körperlich nicht mal gespürt. Kein Ziepen, kein Zerren im Unterleib gar nix.

    Was ich aber sehr wohl gespürt habe, war, dass ich an ein paar Tagen im Monat leicht reizbar war – und mich auch dementsprechend vermehrt mit Schokolade oder sonstigem Essen selbst besänftigen musste ;). In dieser Zeit konnte es passieren, dass mein Pferd schon mal einen unsanften Klaps bekommen hat, wenn es mir mal unsanft zu nahe kam, mich anrempelte oder sonst in meinen Augen „unachtsam“ war.

    Tabuthema Weiblichkeit: „Ist die wieder zickig - die hat sicher ihre Tage ...“

    Kennst du diese Tage? Wo dir gefühlt ständig eine Laus über die Leber läuft und dir sowieso jeder Mensch massiv auf den Wecker geht?

    Ich kenne diese Tage zuhauf. Als junges, ehrgeiziges Pferdemädchen musste an solchen Tagen mein Pferd meine Launen meist ausbaden. Da wurde härter trainiert, die eine Lektion vier bis fünf Mal öfter geritten, bis sie auch wirklich saß (obwohl sie das nie tat, weil meine Konzentration und Kraft und auch die meines Pferdes dahingeschmolzen war). Und da war man auch mal wenig zimperlich mit seinem Pferd: „Das muss er halt aushalten.“

    Ja, da war ich noch jung.

    Solche Tage gibt’s aber leider immer noch. Nur bin ich jetzt älter und (ein klein wenig) schlauer 😉

    An solchen Tagen gehe ich meinen Mitmenschen, wenn möglich, bewusst aus dem Weg. Und bin da dann lieber allein im Stall, sage Verabredungen zu Ausritten ab und – das habe ich über die Jahre gelernt! – bin nachsichtig mit mir und meinem Pferd.

    Opfer der weiblichen Hormone?

    Wenn der weibliche Zyklus uns Frauen „in seinen Klauen“ hält, um es mal ganz dramatisch auszusprechen, dann ist unser Organismus grad mit etwas sehr wichtigem Organischem in unserem Inneren beschäftigt.

    Wer die Pille abgesetzt hat (oder sie erst gar nie genommen hat), wird bemerkt haben, dass nach einer Phase des Chaos im Körper sich der Organismus einen schönen, fast auf den Tag genauen Rhythmus angewöhnt hat. Das macht es uns Frauen leicht, dementsprechend die Tage „rund um die Tage“ besser zu planen.

    So kannst du deine Pläne mit deinem Pferd auch entsprechend anpassen. So würde ich zum Beispiel meinem Pferd keine neuen Lektionen lernen oder anspruchsvolle Ausflüge (längere Ausritte, Auswärtstraining) zumuten, wenn ich merke, dass sich meine Tage ankündigen: Da bin ich psychisch immer sehr angeschlagen: Die kleinste Unregelmäßigkeit in meinem Alltag bringt mich aus dem Tritt, ich explodiere schnell und beschuldige meine Mitmenschen der Unachtsamkeit in läppisch sinnlosen Dingen. Und das sind dann genau diese Tage, wo ich mir oft im Nachhinein denke: Was bist du doch für ein unsensibler Trampel, warum bist du auch immer so grantig und zickig? Dieses Feedback bekomme ich dann auch oft von meinem Vater oder meinem Freund 😉

    Während der Menstruation, wo es mir während der ersten ein – bis manchmal sogar drei (!) – Tage wirklich schlecht geht, weiß ich, dass ich mit meinem Pferden nichts Großes anzustellen brauche. Da lass ich meine Pferde Pferde sein und gönne ihnen lieber eine Stunde länger Weide oder gehe mit ihnen nur spazieren. Ich bin da so mit mir selbst beschäftigt und muss mich um meinen Körper kümmern, dass ich keine Energie mehr habe, mich um meine Pferde in der Art und Weise zu kümmern, die mir sonst wichtig ist.

    Vielen denken sich jetzt vielleicht: Aber du hast doch Verantwortung für deine Pferde übernommen, bei gutem Wetter, bei schlechtem Wetter und auch wenn du krank bist oder es dir schlecht geht. Natürlich tue ich das. Ich tue für meine Pferde, meinen Stall und überhaupt für all meine Tiere alles. Aber es steht auch in meiner Verantwortung, dass ich mich um deren Seelenwohl kümmere und dazu gehört auch, dass ich mich dafür um MEIN Seelenwohl kümmere und ihnen eben NICHT meine schlechte Laune aufbürde und sie MICH aushalten müssen. Das würde auf Dauer unsere Beziehung negativ beeinflussen.

    Wie kannst du jetzt aber deine Weiblichkeit im Pferdetraining zur Macht werden lassen und sie nutzen?

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    Die eigene Weiblichkeit durch mehr Achtsamkeit zur Macht werden lassen

    1. Akzeptiere deine Weiblichkeit, nimm sie an, wie sie ist

    Klingt nach einer furchtbaren Floskel, aber: Du kannst es eh nicht ändern! Erst wenn du akzeptierst, dass das zur Natur von uns Frauen gehört, kannst du dich darauf einstellen, dich annehmen, wie du eben bist, wenn du in der Phase vor, während und nach den Tagen bist. Auch wenn dann dazugehört, dass du halt mal mies drauf bist, wegen nichts einen Heulkrampf bekommst oder die ganze Welt wegen nichts vor lauter Liebe umarmen könntest.

    2. Entschuldige dich nicht dafür, dass du „deine Tage“ hast und mal wieder „zickig“ bist. So kannst du bei dir bleiben statt dich von außen beeinflussen zu lassen

    Versuche trotzdem ein wenig Nachsicht zu haben mit deinem Umfeld: Deine Mitmenschen sollten dich schon noch aushalten können  Wenn jemand nachfragt, warum du denn „schon wieder so zickig“ bist, dann versuchs mal mit der Wahrheit: „Ich habe gerade meine Tage und fühle mich nicht wohl. Ich bitte um dein Verständnis, dass ich aktuell gerade nicht so belastbar und emotional durch den Wind bin.“ Ich bin mir sicher, dass du nur Verständnis von deinem Gegenüber bekommen wirst.

    3. Sei gütig mit den Stuten dieser Welt

    Immer dann, wenn du das Gefühl hast, deine Stute arbeitet heute mal wieder nur gegen dich: Vielleicht hat sie auch nur „ihre Tage“ und fühlt sich partout nicht wohl in ihrem Körper. Wie ein schief hängender Hormonhaushalt Stuten aus dem Konzept bringen kann, verrät dir Google: Einfach mal nach „Dauerrosse bei Stuten“ oder „Gebärmutterzysten bei Stuten“ suchen! Meine Menstruation ist mittlerweile (ich bin ja auch nicht mehr die Jüngste) in den ersten ein, zwei (manchmal sogar drei) Tagen derart schlimm, dass ich ohne Schmerztablette nicht durch den Tag komme und mich mehrmals am Tag vor lauter Bauchkrämpfen ins Bett legen muss und mich mit Jin Shin Jyutsu und Wärmflasche grad und grad durch den Tag kämpfe …). Wenn meine zwei Stuten nur annähernd solche Schmerzen haben wie ich, wenn sie rossig sind, wundert es mich nicht, wenn sie an manchen Tagen im Jahr keine Leistung bringen, schlecht gelaunt sind und „neben der Spur sind“.

    4. Wenn du gerade in dieser Phase deiner Weiblichkeit bist, in der du dich klein, ungesehen und depressiv-melancholisch fühlst, plane keine Bäume auszureißen oder besondere Projekte anzugehen.

    Tritt kürzer, achte gut auf dich und berücksichtige, dass du während deiner Tage weniger belastbar bist als sonst. So beugst du sinnlosen Wutausbrüchen, emotionalen Streitereien und hilflosen Heulkrämpfen vor, die nachhaltig die Beziehung nicht nur zu deinem Pferd, sondern auch zu deinen Mitmenschen beeinträchtigen.

    Probiere mal aus, ob du an diesen besonderen Tagen im Monat mit deinem Pferd auch einfach mal nur NICHTS tun kannst: nur spazieren gehen, nur grasen, nur Wellness unterm Solarium, nur ein paar TTouches, nur Mash füttern und nur liebhaben. Und lass dir eins von mir versichern: Du bist deshalb keine schlechte Pferdebesitzerin! Du musst nämlich gar nichts, außer sein: Und nachdem du das mit dem „Frau sein“ gut über die Bühne gebracht hast, kannst du wieder die verantwortungsvollste, kompetenteste, beste Pferdebesitzerin der Welt sein

    5. Nutz deine Weiblichkeit dazu, auch die weiblichen Seiten im Pferdetraining hervorzuheben und zu pflegen

    Damit meine ich, deine Sanftheit, deine Fürsorglichkeit und deine Liebe auch zu zelebrieren. Also die speziell weiblichen Anteile am Pferdetraining. Was meine ich damit konkret?

    Probier zum Beispiel einmal aus, mit welch sanften Gesten du dein Pferd bewegen kannst (im Sattel und am Boden). Kannst du deine Hilfen derart verfeinern, dass du das Gefühl hast, dass du nur daran gedacht hast?

    Ein paar Ideen zum Thema Sanftheit findest du auch in meiner aktuellen „Inspiration für die neue Woche“:

    Hier lang zur Inspiration für die neue Woche zum Thema „Sanftheit“

    Wenn du noch mehr kurze, knackige Anregungen für die Beziehung und für einen entspannten, liebevollen Umgang mit deinem Pferd haben möchtest, dann melde dich zu meiner E-Mail-Liste an:

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    Die Macht der Weiblichkeit durch Achtsamkeit nutzen

    In den Tagen im Monat, in denen du dich unsterblich, kraftvoll und kompetent fühlst: Geh schwierige Themen mit deinem Pferd an. Übe zum Beispiel einen ruhigen Spaziergang, wenn du ein eher hektisch-nervöses Pferd hast und übe dich im Managen von stressigen Situationen. Übe schwierige Lektionen im Sattel, probiere eine neue Lektion aus usw.

    Hingegen tritt kürzer und leiser, wenn du dich in dieser Phase deiner Weiblichkeit befindest, wo du dich lieber in dein Schneckenhaus zurückziehen möchtest: Umsorge dein Pferd dann liebevoll, aber hör auch auf dich. Tu das, was sich gut für DICH anfühlt, nicht was dir irgendjemand im Stall einreden möchte, was jetzt gut für dein Pferd wäre. Alles, was du mit deinem Pferd machst, ist immer nur so gut, wie du dich selbst dabei fühlst!

    Lebe deine fürsorgliche Ader und deine überbordende Liebe während des weiblichen Zyklus zu 100 Prozent aus: Lobe dein Pferd überschwänglich, übertreib ruhig mal, verwöhne dein Pferd nach Strich und Faden. Stell dir die Beziehung zu deinem Pferd wie ein Konto vor: Je mehr du an solchen Tagen auf euer gemeinsames Beziehungskonto einzahlst, also dein HABEN füllst, desto weniger schwer fällt es ins Gewicht, wenn du an den anderen Tagen in deinem weiblichen Zyklus mal schlecht darauf bist und du auch mal etwas vom Konto abhebst, dir also mal etwas nicht gelingt oder du emotional unsensibel mit deinem Pferd umgehst.

     

    Ich hoffe, diese Tipps können dir helfen, die Macht deiner Weiblichkeit im Umgang mit deinem Pferd kraftvoll zu nutzen – und so auch die Beziehung zu deinem Pferd auf ein neues Level zu heben. Nämlich das der Intuition, des Zuhörens, der Sanftheit und der Liebe – alles Kompetenzen, die der weiblichen Seite in uns Menschen zugeschrieben werden 😉

  • Stillgestanden: Wenn das Pferd nicht stillstehen kann

    Pferde stehen von Natur aus eher weniger gern still. Stillstehen tut ein Pferd in der Natur nur dann, wenn es döst. Das dann aber immer mit aktiven Sinnen: Es muss ja jederzeit entdecken können, wenn sich ein Raubtier anschleicht, sodass es sofort flüchten kann.

    Diese natürlichen Instinkte haben unsere domestizierten Pferde nie verloren. Sie haben nur über die Zeit gelernt, damit umzugehen – mal mehr, mal weniger gut.

    Dennoch muss ein domestiziertes Pferd in unserem Stallalltag ruhig stehenbleiben können. Wie lernt jetzt aber dein Pferd, dass es am Putz- oder Anbindeplatz ruhig stehenbleiben kann?

    Finde heraus, warum dein Pferd nicht stillstehen kann

    Oft konzentrieren wir uns zu sehr darauf, was nicht funktioniert anstatt darauf, warum etwas nicht funktioniert. Oft ist es gerade beim ruhig Stehenbleiben auch so: Das Pferd wird gerügt, wenn es herumzappelt und seine vier Beine nicht stillhalten kann. Dabei wird oft der Grund übersehen: Vielleicht hat das Pferd schlicht und einfach Hunger oder Durst oder muss aufs Klo (hat Harndrang). Es kann also aktuell ganz dringende Grundbedürfnisse nicht erfüllen.

    Es können allerdings auch ganz andere Gründe sein: Das Pferd kann nervös sein, weil es am Putzplatz seine Herdenkollegen nicht sehen kann. Das allein kann zu einer Stresssituation führen und Pferde unruhig werden lassen.

    Vielleicht ist auch viel zu viel Trubel am Putzplatz: Wenn ständig Kinder herumrennen, Menschen hin- und herhuschen und womöglich noch irgendwo ein Traktor herumfährt, können sensible Pferde einfach nicht abschalten und entspannen …

    Nimm dir die Zeit, die es braucht

    Stress, Hektik, Zeitmangel sind in unserem Alltagsleben fast schon alltägliche Dinge. Im Leben unserer Pferde gibt es das aber nicht: Pferde leben im Hier und Jetzt. Sie denken nicht Tage voraus und erschrecken dann, was sie nicht noch alles erledigen müssen. Deshalb üben Pferde auch so eine starke Anziehung auf uns Menschen aus: Wir können von ihnen lernen, im Hier und Jetzt zu sein, den Moment zu genießen und mal alles Alltägliche von uns fallen zu lassen. Das fällt uns natürlich schwer – nicht immer können wir allen Stress von uns streifen wie einen lästigen Mantel und im Stall ganz entspannt und ruhig sein.

    Pferde haben sehr sensible Antennen für genau diese Stimmungen in uns: Deshalb müssen wir uns nicht wundern, wenn auch Pferde immer öfter nervös und unruhig sind- weil wir es ja manchmal unbewusst auch ständig sind.

     

    Wichtig ist: Nimm dir Zeit für dein Pferd. Versuche dich mit all deinen Sinnen auf es zu konzentrieren: Sei bei ihm, wenn du es putzt. Quatsche nicht ständig mit einer Stallkollegin oder telefoniere nebenher noch. Das ist unhöflich – kein Wunder, wenn dein Pferd sich dann deine Aufmerksamkeit zurückholen will und beginnt zu tänzeln oder zu scharren: Es will nur deine Aufmerksamkeit!

    Diese Art der Aufmerksamkeit, dieses voll und ganz im Hier und Jetzt zu sein, nennt man auch Achtsamkeit. Dazu habe ich ein inspirierendes Interview mit der lieben Bibi Degn, einer Tellington-Instruktorin, geführt, das du hier nachlesen kannst: Das Geheimrezept für eine innigere Beziehung zu deinem Pferd

    Verändere die Körperhaltung deines Pferdes, damit es stillstehen KANN

    Pferde, die nicht ruhig stehenbleiben können, haben eine andere Körperhaltung als entspannte Pferde:

    • Zappelphilipp-Pferde sind meist sehr vorhandlastig und stehen nicht ausbalanciert auf allen vier Beinen.
    • Ihre Kopfhaltung ist sehr hoch, um ihre Umgebung ständig abzuchecken.
    • Ihre Muskeln sind angespannt.
    Ist der Kopf deines Pferdes ständig in der Höhe, lerne ihm das „Kopfsenken“. Dazu habe ich ein schönes You-Tuve-Video gedreht, das du hier findest. You-Tube-Video zum „Kopfsenken“
    Ist der Kopf tiefer als Widerristhöhe, löst das im Nervensystem des Pferdes die Hormone von Entspannung und Ruhe aus – der Kopf ist nämlich immer dann tief, wenn es frisst oder döst.
     
    Neigt dein Pferd zu einem hohen Muskeltonus, hilf ihm mit verschiedenen Körperarbeitstechniken, zum Beispiel dem „Lecken der Kuhzunge“ aus der Tellington-Arbeit“, einer Massagedecke oder einem Solarium, seine Muskeln zu entspannen. Ein angespanntes und verspanntes Pferd fühlt sich ständig unwohl in seiner Haut. Es fühlt sich ständig so, als müsste es „aus der Haut fahren“. Dir geht es wahrscheinlich nicht besser: Fühlst du dich unwohl und hast gar Schmerzen, ist ruhiges Liegen auf der Couch nicht immer das angenehmste …
     

    Verbessere die Balance deines Pferdes

    Schlecht ausbalancierte, sehr vorhandlastige Pferde tun sich prinzipiell schwer, ruhig stehenzubleiben. Sie kämpfen ständig mit dem Drang, sich neu ausbalancieren zu müssen. Beobachte mal, wie dein Pferd dasteht:

    • Sind beide Vorderbeine auf einer Linie oder steht ein Bein immer weiter vorne?
    • Wie steht es auf seinen Hinterbeinen?
    • Stellt es ein Bein immer weit nach hinten hinaus oder zieht es eines immer auffällig unter seinen Körper?

    Ein ausbalanciertes Pferd sollte in Ruhe auf allen vier Beinen parallel zueinander stehen können.

    Um einem Pferd das Stillstehen zu erleichtern, versuch mal deinem Pferd beizubringen, beim Stehen sein Gewicht zwischen Vorhand und Hinterhand zu verschieben. Tippe es dazu vorne an der Brust an, um es anzuregen sein Gewicht nach hinten zu verlagern.

    Dein Pferd kann auch lernen, sein Gewicht von einer Seite auf die andere zu verlagern, also von einem Bein auf das andere. Schaukle dazu ganz leicht die Hüften und den Widerrist deines Pferdes hin und
    her: So lernt es, sich besser auszubalancieren und auf allen vier Beinen gleichzeitig zu stehen.

    Du kannst auch sogenannte Balance-Pads verwenden, um den Gleichtgewichtssinn deines Pferdes zu verbessern. Meine Tellington-Kollegin Anke Recktenwald gibt dazu spezielle Kurse: Balance-Pads für Pferde

    Kontrolliere die Anbindemöglichkeit

    Es müssen nicht immer die großen Veränderungen sein, auch kleine Details können einen großen Unterschied machen. Achte beim Anbinden am Putzplatz darauf, dass du dein Pferd nicht zu kurz und auch nicht zu lang anbindest: Zu kurz angebunden, beengst du dein Pferd in seiner natürlichen Kopfhaltung. Nur wenn es seinen Kopf ausbalanciert frei tragen kann, kann es auch bequem und ruhig stehen.

    Ist ein Pferd zu lang angebunden, hat es natürlich auch alle Möglichkeiten, sich Ablenkung zu suchen 😉 Mal ein Heukrümel da am Boden, mal dort an der Holzwand ein wenig knabbern.

    Prüfe auch, ob der Putzplatz auch wirklich gut geeignet ist:

    Ist er eben und rutschfest, ist er nicht zu dunkel?

    Versuche es deinem Pferd da, wo es ruhig stehenbleiben soll, so angenehm wie möglich zu machen. Und das ist auch der nächste wichtige Punkt:

    Schaffe eine Wohlfühlatmosphäre für entspanntes Stillstehen deines Pferdes

    Je wohler sich ein Pferd da fühlt, wo es angebunden ist, desto schneller kann es auch entspannen und somit stillstehen. Schaffe am Anbindeplatz eine Wohlfühlatmosphäre:

    • Gib deinem Pferd immer am Putzplatz sein Kraftfutter. So verbindet es mit der Zeit diesen Platz mit dem Angenehmen des Fressens.
    • Ein sehr nervöses Pferd profitiert enorm von einem kleinen Haufen Heu: Daran kann es länger knabbern – und fressen beruhigt die Nerven. Zudem muss durch das Fressen am Boden das Pferd den Kopf senken, was wiederum Wohlfühlhormone ausschüttet.
    • Probier mal aus, ob dein Pferd Massagedecken gut findet. An Massagedecken wie z. B. von Bemer oder Accuhorsemat müssen sich Pferde zwar zuerst gewöhnen. Nach einer meist kurzen Gewöhnungsphase genießen es die Pferde sehr und kommen in eine Art Dämmerzustand. Teurere Massagedecken kann man heutzutage auch tageweise kostengünstig ausleihen.
    • Wenn du ein Solarium hast, ist das gerade im Winter natürlich goldwert: Deinem Pferd werden mittels Infrarotstrahlen die Muskeln sanft aufgewärmt und du selbst kühlst beim Putzen nicht aus 😉

     

    Es ist keine Hexerei, einem Pferd das ruhige Stehenbleiben am Anbinde-/Putzplatz beizubringen. Meist müssen nur ein paar kleine Details verändert werden. Beobachte dein Pferd immer genau, damit du sofort eine Veränderung seines Stresslevels wahrnimmst. Sobald dein Pferd nur ganz kurz einmal ruhig stillsteht, lobe es so ausgiebig wie möglich: Belohne immer das, was du von ihm möchtest. Ignoriere das, was du nicht haben möchtest. Pferde lernen viel besser und schneller durch Erfolg und Lob als durch ständige Ermahnung und Strafe.

     

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  • Darüber spricht kein Pferdemensch gern

    Wir Pferdemenschen sprechen über eine Sache im Umgang mit unseren Pferden sehr ungern, weil sie sehr persönlich und intim ist: Unsicherheit im Umgang mit dem Pferd. Es ist die Unsicherheit, das unterschwellig ungute Gefühl in gewissen Situationen, denen wir uns nicht gewachsen fühlen. Dieses Gefühl der Unsicherheit ist oft nicht klar mit Worten zu fassen, sondern ist einfach so ein unklares Gefühl, das sich eher in unserem Verhalten, unserem Körper verorten lässt. Wenn wir dieses Gefühl der Unsicherheit aber über längere Dauer übergehen, es überhören, passiert es nicht allzu selten, dass wir sagen: „Mist, hätte ich doch auf meine Gefühl gehört …“
    Ich kenne dieses Gefühl. Früher, als ich noch jung war, spürte ich das kaum. Ich war jung, unkaputtbar und mutiger. Mit dem Alter (ja, die Jüngste bin ich auch nicht mehr … haha!) meldet sich dieses Gefühl der Unsicherheit öfter – und vor allem lauter!
    Ja, das passiert auch mir als Reit- und Pferdetrainerin, die anderen vermitteln möchte, wie man mit nervösen, gestressten, schwierigen Pferden auf und neben dem Sattel umgeht. Ich habe verstanden, dass ich deswegen keine schlechtere Trainerin und Reitlehrerin bin. Ganz im Gegenteil, dadurch dass ich genau weiß, wie sich viele Schülerinnen von mir fühlen, kann ich viel besser auf sie eingehen und ihre Wünsche, aber vor allem auch Ängste und Sorgen in etwas Positives umdrehen.
    In diesem Blogbeitrag möchte ich dir ein paar Strategien an die Hand geben, wenn du ab und zu – so wie wahrscheinlich jeder Pferdemensch in seinem Leben – mit Ängsten und Unsicherheit im Umgang mit diesen so sanften, aber manchmal eben auch unberechenbaren Tieren zu tun hast.

    Unsicherheit im Umgang mit Pferden

    Das Gefühl der Unsicherheit ist zuallererst einmal eines: beunruhigend. Man liebt doch sein Pferd, man liebt den Umgang mit ihm. Und doch ist da ab und zu dieses Gefühl, dass man dieser einen Situation nicht ganz gewachsen ist.

    Zum Beispiel beim Ausritt die eine Situation mit den herumbuckelnden Kälbern oder die Situation beim Spaziergang, wenn sich das Pferd erschreckt und man merkt, dass man die Situation nicht mehr im Griff hat und sich das Pferd gleich losreißt. Oder am Reitplatz, wenn sich das Pferd wegen der einen Gruselecke immer heftiger aufschaukelt und man gefühlt auf einem Feuerstuhl sitzt …

    Diese Situationen gibt es zuhauf. Und ja, sie sind unangenehm, lassen einen heftigen Schub Adrenalin in uns hochsteigen, man beginnt zu schwitzen, schneller zu atmen.

    Am unangenehmsten aber ist das Gefühl der Hilflosigkeit: Ach du grüne Neune, was soll ich denn jetzt nur machen? Wie komme ich aus dieser Situation heil heraus? Was soll ich jetzt tun, damit sich mein Pferd verletzt?

    Die Verantwortung für so ein großes Tier wie ein Pferd ist in solchen Situationen oft überwältigend: Hilflosigkeit, die Unfähigkeit zu wohlüberlegt und angemessen zu handeln, Unsicherheit, die Angst, die falsche Entscheidung zu treffen, Angst vor den Konsequenzen, wenn die Situation nicht zu eskalieren droht.

    Das sind sehr unangenehme Gefühle und Emotionen, wenn es zu einer solchen Situation kommt.

    Jeder geht anders mit solchen Situationen um, ich kann dir hier keine allgemeingültige Formel nennen. Ich kann dir aber ein paar Anregungen an die Hand geben, die dir helfen können, ruhig und besonnen zu bleiben – wenn du bereit bist, dich in ein paar ruhigen Minuten mit dir selbst und deinen Gefühlen auseinanderzusetzen 😉 Achtung: Emotionsalarm! 😉

    In diesem Zusammenhang möchte ich dir auch meinenBlogbeitrag zum Thema Achtsamkeit ans Herz legen: Das Geheimrezept für eine intensivere Beziehung zu deinem Pferd

    "Ist das, was ich tue, gut genug?"

    Wir Reiterinnen vergleichen uns sehr gerne mit anderen: über Instagram und seinen Influencerinnen, über Facebook und Co, über Pferdezeitschriften und -magazine, über Bücher, beim Blick über die Reitplatzabsperrung zu den anderen Reiterinnen und Reiter.
    Wenn du dich ständig im Außen befindest und ich ständig mit anderen vergleichst, bleibt dein Inneres auf der Strecke. Du wirst dich immer mehr ungenügend, schwach und verbesserungswürdig fühlen. Denn die anderen können ja alles viel besser: Die eine kann besser reiten, die andere kann mit ihrem Pferd bereits an der Hand piaffieren, die andere geht schon aufs Turnier etc.
    Und schon fragst du dich: „Ist das, was ich tue, gut genug?“ Reicht es aus, wenn ich mit meinem Pferd „erst“ nur vom Boden aus arbeite, weil ich mich noch nicht sicher genug im Sattel fühle? Reicht es aus, dass ich mein Pferd aktuell nur im Schritt und Trab arbeite, weil ich das Gefühl habe, dass es im Galopp noch zu wenig ausbalanciert ist? Reicht es aus, dass … (und hier kannst du mal deine ehrlichen Gedanken einfügen …)?
     
    Die Orientierung an der Außenwelt bringt uns immer ins Vergleichen und Bewerten. Alles Dinge, die dich in deiner Unsicherheit nicht weiterbringen. Du wirst dich immer noch kleiner und unsicherer fühlen.
    Versuche stattdessen, bei dir zu bleiben. Dich auf deine Gefühle zu konzentrieren, mal den Blick nicht ständig auf die anderen am Reitplatz schweifen zu lassen. Stell dich dir und dein Pferd in einer großen Blase oder Bubbel vor. An der Außenhülle dieser Blase prallen alle Ablenkungen von außen ab.
    Ich habe mir das schon sehr früh angewöhnt. Deshalb reite ich am liebsten völlig alleine (wenn es denn möglich ist). Ich kann mich so zu 1.000 Prozent auf mein Pferd und mich konzentrieren, richtig ins Fühlen kommen – ohne mich auf ablenkende Fragen oder Kommentare konzentrieren zu müssen. Ich rede beim Reiten prinzipiell nicht. Ein paar leise Worte mit meinem Pferd, ansonsten aber bin ich ganz in meiner Blase. Im Gelände kann es dann ruhig mal gesprächiger zugehen. Da liebe ich es, mich mit Freundinnen auszutauschen.
    Versuche hier ein gutes Gleichgewicht zu finden: Wo möchtest du deine Ruhe haben, wo möchtest du für dich allein sein. Und wo können Austausch und Gespräche stattfinden. Versuche das klar zu trennen.
     
    Unsicherheit im Umgang mit dem Pferd

    Wie reagiere ich richtig in Situationen, die mich überfordern?

    Wenn überfordernde Situationen passieren, ist man schnell unsicher und tausend Fragen schwirren unbewusst im Kopf herum: Was mache ich jetzt? Was könnte passieren, wenn ich das und das tue? Was würde jetzt mein Reittrainer sagen? Wie komme ich heil aus dieser Situation?

    Die Antwort lautet: Zuallererst: Bleib ruhig – und vor allem atme!

    In hektischen, unübersichtlichen Situationen schaltet unser Organismus sehr rasch und ohne dass es uns bewusst wird, in den Notfallmodus: Wir atmen schneller, der Puls steigt, die Herzfrequenz steigt, die Blutgefäße weiten sich, wir beginnen zu schwitzen. Das alles läuft völlig automatisch ab, da kannst du gar nicht viel dagegen tun.

    Was du aber tun kannst, ist deine Atmung zu kontrolllieren und zu steuern. Bevor du unüberlegt reagierst, versuche tief ein- und auszuatmen. Es reichen vier- bis fünfmal, dann solltest du schon merken, wie wieder mehr Sauerstoff in dein Gehirn kommt und du wieder klarer denken kannst.

    Natürlich ist das in Situationen, in denen das Pferd in Sekundenschnelle sich erschrickt, nicht möglich. Aber auch NACH solchen Situationen, sobald der erste Schock vorbei ist, hilft es enorm, sich wieder auf seine Atmung zu konzentieren: Pferde spüren die abflauende Erregung durch dein tieferes Atmen und können so auch schneller aus dem Fluchtmodus kommen. Hier hilft tiefes Ausatmen, ein tiefer Seufzer aus dem Mund mit entsprechendem Geräusch dazu. Pferde orientieren sich stark daran.

    Meine Reitschülerinnen können davon ein Liedchen singen 😉 Wie oft sind ihre Pferde ohne ihr Zutun durchpariert, nur weil ich ihnen in der Mitte des Reitplatzes vorgemacht habe, wie sie ausatmen sollen …

    Unsicherheit im Umgang mit Pferden: Blick zu den Pferdeprofis

    Auch wenn uns der Blick nach außen auf andere auf Dauer unsicher und ungenügend fühlen lässt, so hilfreich ist es dennoch, sich mal bei den Profis umzuschauen: Welche Eigenschaften und Gewohnheiten legen Profis an den Tag, dass bei ihnen alles so easy und unkompliziert abläuft? Was zeichnet Pferdeprofis aus? Was machen sie anders?

    Der Blick zu den Pferdeprofis dieser Welt kann dir helfen, an deinem „Mindset“, an deiner Einstellung zu Unsicherheit im Umgang mit Pferden zu arbeiten.

    Schön zu beobachten und nachahmenswert finde ich persönlich den Umgang von Ingrid Klimke und Jessica Bredow-Werndl mit ihren Pferden. Von ihrer Einstellung und ihrer Ruhe, die sie beide ausstrahlen, kann man sich noch so einige Scheibchen abschneiden.

    Ausdauer und Beständigkeit

    Pferdeprofis haben vor allem eines: einen langen Atem. Sie wissen, dass ihre Methoden zum Ziel führen. Nur weil das nicht innerhalb von wenigen Tagen oder Wochen der Fall ist, lassen sie nicht gleich ihr gesamten Trainingskonzept fallen und holen sich den nächst besten Trainer in den Stall. Viele Pferdemenschen aus dem Hobby- und Amateurbereich sind zu schnell enttäuscht, wenn etwas nicht klappt. Dann muss der nächste Reitlehrer her, weil beim anderen wurde nach drei Reitstunden das Angaloppieren nicht besser. Bei einer Übung in der Bodenarbeit hat das Pferd nicht wie erhofft reagiert – dann wird sofort die gesamte Methode über Bord geworfen.
    Pferdeprofis haben aus langjähriger Erfahrung gelernt, dass Beständigkeit und Ausdauer im Training zum Ziel führen – und nicht das Hinterherjagen von kurzfristigen Zielen!
    Mein allerwichtigster Erfolgsgrundsatz im Training mit Pferden lautet: Jeder noch so kleinste Schritt führt immer zum Erfolg!
    Wenn du dich für eine Trainingsmethode entschieden hast, dann bleib dabei! Vertraue auf den Prozess und lass die Dinge arbeiten! Gut Ding braucht Weile!

    Verlässlichkeit

    Pferdeprofis sind für ihre Pferde ein Fels in der Brandung: Da wird täglich trainiert, der Tag läuft immer gleich ab. Das bringt Ruhe und Verlässlichkeit. In unserer heutigen stressigen und aktuell sehr chaotischen Welt ist es umso wichtiger, dass Pferde konstant, ruhig und gleichbleibend trainiert und bewegt werden. Das bringt Sicherheit. Je chaotischer, ungeplanter und zielloser wir trainieren, desto länger dauert es, bis wir unser Ziel erreichen werden. Verlässlichkeit bringt immer auch Sicherheit mit sich – und das ist bei Unsicherheit im Umgang mit Pferden das A und O! Je verlässlicher und durchschaubarer wir für unsere Pferde werden, desto mehr werden sie uns vertrauen und entspannen.

    Geduld

    Ungeduld war wie Angst noch nie ein guter Berater. Gerade wenn es hektisch, stressig und unübersichtlich zugeht, neigen wir Menschen dazu schnell ungeduldig zu werden. Zeit ist ja schließlich goldwert, und man hat sie nicht unendlich zur Verfügung. Da will die Zeit im Stall ja auch voll ausgekostet werden. Und dann macht das Pferd nicht mit: Lässt sich nicht von der Koppel holen und rennt lieber davon als uns hinterher zum Stall, ist unleidig beim Putzen – da macht der entspannte Sonntag beim Pferd gleich gar keinen Spaß mehr.
    Ungeduld bringt dann oft die unschönen Seiten in uns Menschen hervor, wir werden rüpelig, grob und manchmal sogar aggressiv. Das passiert aus einem Effekt heraus, meist gar nicht bewusst. Allerdings schadet das auf Dauer der Beziehung zu unseren Pferden. Ein kleiner Rüpel, wenn zum 10. Mal beim Hufeauskratzen der Huf weggezogen wird, zerstört garantiert keine gute und beständige Pferd-Mensch-Beziehung. Aber wie heißt es so schön: Steter Tropfen hölt den Stein. Und je öfter wir grob mit dem Pferd sind, desto häufiger wird sich das Pferd missverstanden fühlen und irgendwann sich in sein Schneckenhaus zurückfühlen. Erlernte Hilflosigkeit (nach Seligmann) nennt man das dann in der Psychologie.
    Geduld ist eine Tugend. Den einen liegt sie mehr, den anderen weniger.
    Auch ich war früher ein sehr, sehr ungeduldiger Mensch und mein Turnierpferd Ronnie musste mit mir sicherlich einiges erleiden, was ich heute nie, nie wieder so tun würde. Aber das ist das schöne am Erwachsen- und Älterwerden 😉 Wir lernen nie aus und können uns jederzeit dazu entschließen, ein besserer Mensch für unser Pferd (und auch für unsere Mitmenschen!) zu werden 😉

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  • Körperbandage fürs Pferd: Das musst du wissen

    „Was ist denn mit deinem Pferd? Ist es verletzt?“ 

    Diese Frage wird mir immer wieder gestellt, wenn ich meinem Pferd eine Körperbandage anlege oder ich bei Kunden bin, wo solche Methoden noch kritisch beäugt werden.

    Nein, ein Pferd, das eine Körperbandage (in der Tellington-TTouch-Methode auch Körperband genannt) trägt, ist nicht verletzt – es benötigt nur Unterstützung, besser zu verstehen, was wir von ihm möchten.

    Eine Körperbandage ist perfekt für ein Pferd,

    • das sehr schreckhaft ist und scheut
    • das Angst vor Dingen hat, die von hinten kommen
    • das überempfindlich auf den Reiterschenkel oder den Sattelgurt reagiert
    • das Probleme mit Engstellen hat (enge Gassen und Tore)
    • das sich nicht gerne verladen lässt
    • das beim Reiten unkonzentriert sind und sich rasch von Außenreizen ablenken lässt
    • zur Verbesserung der Hinterhandaktivität
    • das sich ungern am Kopf und an den Ohren angreifen lässt (vgl. auch Blogbeitrag Kopfscheues Pferd: Was tun?)

    Diese Liste ließe sich noch unendlich fortsetzen, aber ich denke, du hast einen Einblick erhalten, wofür die Körperbandagen eingesetzt werden können. Sie sind so vielfältig und umfassend in der Arbeit mit Pferden einzusetzen, dass es für mich fast keine Situation gibt, wo ich sie nicht einsetze.

     

    Körperbandage fürs Pferd: Wo kommt sie her?

    Als Linda Tellington-Jones für über 30 Jahren begann, ihre Art, mit Pferden zu arbeiten, in die Welt zu tragen, wurde sie oftmals seltsam angesehen – ihre Methoden waren in der Pferdewelt einfach zu seltsam. Es dauerte lange, bis sich ihre Methode über den Globus verteilte und sich in der Pferdewelt etablierte.

    Heutzutage kennt Linda Tellington-Jones fast jeder, zumindest ist der Name bekannt, auch wenn noch viele mit der Tellington TTouch Methode nicht so viel anfangen können.

    Die Körperbandagen sind ein fixer und wichtiger Bestandteil der Tellington TTouch Methode.  Sie ergänzen die Körper- und Bodenarbeit, lassen sich aber perfekt beim Reiten oder auch Longieren einsetzen.

    Der Einsatz der Körperbänder am Pferd, aber auch bei anderen Tieren sowie dem Menschen, basiert auf  Achtsamkeit: Das Verhalten des Pferdes wird aufmerksam beobachtet. Jede Anwendung und die darauffolgende Reaktion des Pferdes wird reflektiert und falls nötig angepasst.

    Das Ziel sollte immer sein, dass sich das Pferd besser fühlt.

    Welches Material verwende ich
    für die Körperbandage fürs Pferd?

    Körperbandagen für Pferde

    Als Körperbandagen für Pferde können jegliche Bandagen verwendet werden, die aus elastischem Material sind.

    Nicht geeignet sind also die aktuell sehr beliebten Fleece-Bandagen. Diese geben nicht nach und sind nicht elastisch.

    Optimal sind Bandagen aus der Humanmedizin, mit der Verbände oder Kompressen angelegt werden.

    Die optimale Breite der Körperbandagen für Pferde liegt zwischen 8 bis 10 Zentimeter, die Länge bei mindestens 2 Meter (optimal für die Kopfbandage) und maximal 4 Meter (super für die Körperbandage, die um den gesamten Körper des Pferdes gewickelt wird).

     

    Wer es gerne hübsch und bunt mag, kann mit Textilfarbe die hautfarbenen Humanbandagen einfärben. So macht das Einwickeln der Pferde gleich noch viel mehr Spaß 😉

    Die wenigen noch im Reitsporthandel erhältlichen Elastikbandagen mit fest vernähtem Verschluss aus Klett können aber genauso verwendet werden. Der fixierte Klettverschluss eignet sich hervorragend, um die Körperbandage beim Reiten zum Beispiel am Sattel zu befestigen.

    Wie wirkt die Körperbandage fürs Pferd?

    Eine Körperbandage fürs Pferd ist ein sanftes und nicht-invasives Hilfsmittel, um das Körperbewusstsein von Pferden im Gehen und Stehen zu verbessern.
    Sie wirkt auf der Ebene der Propriozeption. Propriozeption ist die Wahrnehmung des eigenen Körpers in Raum und Zeit –  das bedeutet die Integration von äußeren Reizen und Informationen auf Zellebene.
    Durch die Körperbandagen ist es uns auf sanfte Art und Weise möglich, die Haltung, Spannungszustände, negative Verhaltensmuster und Bewegungsabläufe zu beeinflussen. Es werden so neue Verhaltens-, Bewegungs- und Haltungsmuster möglich, durch die das Pferd neue Ideen für die Lösung eines Problems erhält.
    So können Körperbandagen das Selbstbewusstsein, die Selbst- und vor allem Impulskontrolle sowie die Selbstwahrnehmung verbessern. Zudem fördern sie durch die verbesserte Körperwahrnehmung in Folge auch Gleichgewicht, Balance und allgemein die Koordination.
    Körperbandagen helfen den Pferden, sich in ihrem Körper wohlzufühlen, gelassener zu werden und damit entspannter an neue Dinge heranzugehen.
    Mit Körperbandagen erhalten Pferdebesitzer eine tolle Möglichkeit, ihren Pferden zu helfen, sich besser zu fühlen, also allgemein deren Wohlbefinden und Allgemeinzustand zu verbessern.
     
    Hol dir noch mehr Tipps und Tricks für hilfreiche Tools für ein entspanntes, zufriedenes Pferd und melde dich zu meinem kostenlosen Newsletter an. Als Dankeschön erhältst du den Guide „5 ungewöhnliche Tipps, wie du die Beziehung zu deinem Pferd verbesserst“

    Welche Pferde profitieren am meisten von der Körperbandage?

    Körperbandagen wirken auf drei Ebenen:

    • Der psychischen, geistigen Ebene
    • Der körperlichen Ebene
    • Der emotionalen Ebene
    Körperbandagen, und hier speziell die Kopfbandage (siehe auch das Video „Praxistipp Kopfbandage“ auf Youtube), wirken Wunder bei nervösen und hektischen Pferden, die überall Gespenster sehen und sehr schreckhaft sind und allgemein angespannt und ängstlich wirken.
    Linda Tellington-Jones Aussage „Verändere die Körperhaltung eines Pferdes und es ändert sein Verhalten“ trifft bei den Körperbandagen zu 100 Prozent zu. Indem wir dem Pferd ein neues Gefühl für seinen Körper geben und ihm Alternativen aufzeigen, lernt es, auch sein Verhalten zu verändern.
    Ein schönes Beispiel sind Pferde, die durch Angst und Unsicherheit mit hoch getragenem Kopf umherstackseln. Diese Pferde sind unsicher, angsterfüllt und ohne Vertrauen. Durch die Kopfbandage können sie sich vermehrt auf ihre Kopfhaltung konzentrieren, spüren sich besser und lassen entspannt Hals und Kopf fallen. Ihre Körperhaltung verändert sich. In Folge wird sich ihr ängstlicher, angespannter Bewusstseinszustand verändern.
    Ein tief getragener Kopf ist für ein Pferd natürlicher: Mit tiefem Kopf wird gefressen und gedöst – das macht ein Pferd nur, wenn es entspannt ist.
    Mit Körperbandagen können wir dem Pferd also ohne Druck und Zwang auf sanfte, achtsame Art und Weise eine Alternative für sein Flucht- und Angstverhalten aufzeigen.

     

    Pinterest Blogbeitrag Körperbänder dunkel

    Die Anwendung der Körperbandage fürs Pferd

    Die Körperbandage fürs Pferd wird am besten an einem sicheren Ort zum ersten Mal angelegt. Bitte bei der ersten Anwendung das Pferd dabei nicht anbinden, damit es sich frei bewegen kann, sollten ihm die Körperbandagen ungeheuer sein.
    Das Allerwichtigste beim Anwenden der Bandagen: Du kannst nichts falsch machen!
    Du kannst deinem Pferd damit nicht wehtun (vorausgesetzt du schnürst die Bandage viel zu eng zu, sodass ein Blutstau entstehen könnte). Solange du die Bandagen so locker bzw. eng anlegst, dass sie nicht einschneiden, aber auch nicht leicht verrutschen können, wird dein Pferd immer davon profitieren!
     
    Bei der ersten Anwendung ist, dass die du die Bandage nicht gleich fest verknotest, sondern die Bandage nur mal festhältst. So kann sich dein Pferd in Ruhe an das anfangs ungewohnte Gefühl gewöhnen. Falls es hektisch oder ängstlich werden sollte, kannst du die Bandage loslassen und sie gleitet vom Pferd.
     
    Noch etwas Wichtiges: Vorsichtig mit herabhängenden und lose flatternden Enden. Das kann sensible Pferde erschrecken. Achte deshalb immer darauf, die Bandage so nah wie möglich am Pferd festzuhalten und flatternde Enden zu vermeiden. Achte immer auf die Sicherheit von dir und deinem Pferd! Sicherheit aller Beteiligten geht immer vor!
    Körperbandagen für Pferde anwenden

    Warum und wie wirkt die Körperbandage für Pferde?

    Warum und wie Körperbandagen für Pferde so besonders wirksam sind, ist nicht zu 100 Prozent geklärt. Zumindest gibt es noch keine wissenschaftlichen Studien darauf.
    Viele Physiotherapeuten bestätigen allerdings den Aspekt der sensorischen Wahrnehmung des Körpers (Propriozeption, siehe weiter oben). Je besser ein Mensch oder ein Tier seinen Körper in Raum und Lage in Abhängigkeit zu seiner Umwelt wahrnehmen kann, desto höher ist ein Gefühl für Selbstwirksamkeit.
    Je sicherer ein Pferd sich in seiner Umgebung fühlt, desto selbstsicherer und selbstbewusster ist es. Ein Pferd, das von der Emotion der Angst überflutet wird und nur mehr im Notmodus reagiert, hat keinen Bezug mehr zu seiner Umgebung: Die Hufe fliegen durch die Luft, der Kopf ist in der Höhe – es sind diese Situationen, in denen das Pferd seinen Körper nicht mehr in Raum und Zeit wahrnimmt, sondern nur mehr auf äußere Reize reagiert: Und das ist dann genau diese Situation, in denen uns das noch so höfliche Pferd auf die Zehen steigt und uns niedertrampelt.
    Indem wir mit Körperbandagen seine Selbst- und Körperwahrnehmung steigern, kann es sich wieder im umgebenden Raum orientieren und sich zurechtfinden – es fühlt sich sicherer und kann wieder klar denken.
    Das muss immer das Ziel des Menschen sein: Das Pferd sollte sich in jeder Situation selbstwirksam fühlen: Es soll bewusst nachdenken und überlegen können, bevor es etwas tut – ohne hektisch und kopflos auf äußere Reize zu reagieren.
    Körperbandagen sind dafür ein profundes Hilfsmittel!

    Wie wird die Körperbandage am Pferd angelegt?

    Kopfbandage am Pferd
    Körperbandage beim Reiten
    Körperbandagen für Pferde anwenden
    Körperbandagen fürs Pferd können auf vielfältige Art und Weise angewendet werden. Deiner Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Voraussetzung bei jeder Anwendung: Sei achtsam und vorsichtig und beobachte dein Pferd genau: Wie reagiert es auf die Bandage? Zeigt es Anzeichen von mehr Ruhe, Gelassenheit, läuft es locker und zufrieden oder zeigt es Abwehrverhalten nach einer gewissen Zeit, wirkt es plötzlich introvertiert und abwesend?
    Die meisten Pferde zeigen nach ca. 20 bis 30 Minuten, dass es genug ist. Dann sollte die Bandage auch abgenommen werden. Die ersten paar Einheiten mit Körperbandagen sind für viele Pferde, die noch wenig Erfahrung mit Körperarbeit haben, sehr intensiv, da sie mit einer ihnen völlig unbekannten Wahrnehmung ihres Körpers konfrontiert werden. Bei der ersten Anwendung sollte die Bandage nicht länger als 10 bis 20 Minuten verwendet werden. Die Erfahrungen, die das Pferd damit macht, können sehr intensiv sein.
    Viele Pferde sind nach der Anwendung der Körperbandage deshalb auch psychisch richtig müde und fertig. Dann sollte die Einheit beendet werden oder zumindest eine genügend lange Pause eingeräumt werden, damit die Pferde die vielen Informationen auch verarbeiten und in ihren Körper integrieren können. Die Wirkung der Bandagen können auch lange nachwirken!
     

    Wenn auch du dieses einfache Hilfsmittel Körperbandagen ausprobieren möchtest, dann lege ich dir meinen Selbstlernkurs „Körperbandagen – Gut gewickelt zum entspannten Pferd“ ans Herz. Darin lernst du in mehreren Videoanleitungen, wie du die Körperbandagen anlegst, für welchen Zweck du sie einsetzen kannst und erfährst, wie sie sogar dir als Reiter helfen können.

    Klick hier für mehr Infos zum Kurs und leg gleich los!

     
  • Alexander-Technik für Reiter: Für einen geschmeidigen und lockeren Reitersitz

    Reiten lernen bedeutet vor allem Bewegungslernen. Reiter müssen schließlich nicht nur die Kontrolle und die Einwirkung über ein anderes sich bewegendes Lebewesen haben, sondern auch noch über den eigenen – in gemeinsamer Bewegung mit dem Pferd. Dass viele Menschen sich gar nicht elastisch, beweglich und stabil genug auf dem Pferd bewegen KÖNNEN, wird im normalen Reitunterricht oft völlig übersehen. Gründe können körperliche Einschränkungen, fehlendes Körpergefühl oder einfach nur Unwissenheit sein.

    Ich finde es enorm wichtig, genauso fit und beweglich zu sein, wie ich mir das von meinem Pferd wünsche. Ein Reiter, der starr und ungelenkig auf dem Pferd sitzt und nicht weiß, wie er sich in bestimmten Lektionen (Angaloppieren, Seitengänge etc.) bewegen muss, kann in meinen Augen auch nicht erwarten, dass das Pferd locker flockig auf feinste Hilfen hin schwierige Lektionen ausführt …

    Dabei gibt es so viele tolle Ansätze und zusätzliche Hilfestellungen aus anderen Methoden, die dem Reiter helfen, seinen Körper am Pferd besser unter Kontrolle zu bringen und mehr ins Fühlen zu kommen … Die Alexander-Technik als eine davon hilft Reitern enorm weiter.

    Weitere Möglichkeiten sind Yoga für Reiter oder Feldenkrais. Mehr dazu kannst du in folgenden Blogbeiträgen lesen:

    Ich habe Maleen Schultka, Expertin für Alexander-Technik und Reiten zum Interview gebeten. Nach drei Einheiten bei ihr in der Praxis bemerkte ich enorme Verbesserungen in meinem Sitz (vor allem bezüglich Körperspannung und Leichtigkeit beim Leichttraben). Außerdem habe ich seit Monaten keine Beschwerden mir im ISG-Bereich, was mich die letzten Jahre im Alltag, aber vor allem auch beim Reiten eingeschränkt hat …

    Was aber ist Alexander-Technik für Reiter genau, und wie hilft es uns, zu einem guten Reitersitz zu kommen, sodass unsere Pferde von einer einfühlsamen und achtsamen Einwirkung profitieren?

    Interview mit Maleen Schultka, Expertin für Alexander-Technik für Reiter

    Maleen Schultka ist Alexander-Technik-Trainerin in eigener Praxis in Bad Aibling, Bayern. Sie bietet spezielle Trainings für Reiter an: Alexander-Technik für Pferd und Reiter. Maleen hat mir bereits in nur drei Einheiten derart enorm weitergeholfen, dass ich jedem, der mit seinem Sitz hadert, unter anderem Alexander-Technik ans Herz lege. Die Übungen wirken sehr lange nach, und oft braucht der Körper ein wenig Zeit (bei mir bis zu mehreren Wochen), bis er das neu Gelernte integriert hat.

    Maleen war so freundlich und hat sich bereit erklärt, mir ein paar Interviewfragen zu beantworten.

     

    Liebe Maleen, magst du dich kurz vorstellen? Wer bist du, was machst du?

    Ich bin Expertin für dysfunktionale Bewegungs- und Handlungsgewohnheiten und seit meiner Kindheit den Pferden verbunden.  Meine Vorträge betitle ich so: „Wenn Denken in Bewegung kommt und Bewegung ins Denken.

    Mein Klientel ist breit gefächert und die Aufgaben sehr vielseitig: Menschen suchen mich auf, wenn sie wiederholt auf das selbe Problem stoßen, alles probiert haben, doch nichts nachhaltig geholfen hat, z. B.  Leistungsziele nicht erreichen oder unter Bewegungseinschränkungen leiden bis hin zu chronischen Schmerzen. Meine Aufgabe ist es, die mental-somatischen Ursachen dafür zu erkennen, den Lösungsweg aufzuzeigen und die direkte, konkrete und nachhaltige Umsetzung zu begleiten.

    Maleen Schultka: Alexandertechnik
    Maleen Schultka mit Butterfly. Foto: privat

    Wie war dein persönlicher Weg zur Alexander-Technik?

    Auf die Alexander-Technik wurde ich durch ein Editorial der Reiterzeitschrift St. Georg aufmerksam. Ein  Reitlehrer und zugleich Ausbilder für Alexander-Technik unterrichtete im deutschen Bundesleistungszentrum für Reiterei in Warendorf. Nach der Lektüre war mir sofort klar, dass ich das lernen will. Daraufhin absolvierte ich die dreijährige Ausbildung, die mehr als 1600 Unterrichtsstunden umfasst. Bereits in der ersten Alexander-Technik-Einheit waren meine jahrelangen Schmerzen und ein kraftloser Arm, bedingt durch Bandscheibenvorfälle in der Halswirbelsäule, verschwunden. Meine Aufrichtung war wieder unangestrengt und Bewegungen wieder fließender. Das wirkte sich natürlich sehr positiv beim Reiten aus.

    Kannst du erklären, was die Alexander-Technik ist? Wie würdest du sie einem Laien in wenigen Sätzen erklären (wenn das überhaupt möglich ist)?

     Kurzfassung: Alexander-Technik ist ein mentales  Körpertraining, um die sensorische Eigenwahrnehmung zu rekalibrieren.

    Der Physiologe und Nobelpreisträger Nicolaas Tinbergen nannte es eine wissenschaftliche Methode, die das neuromuskuläre System re-kalibriert. Tatsächlich basiert Alexanders Technik auf der evolutionären Entwicklung von Wirbeltieren:  Die Qualität der Koordination zwischen Kopf und Rumpf korreliert unmittelbar mit der Effizienz der Bewegungen in den Extremitäten.

    Wir Reiter benutzen dafür den Begriff  „durchlässiges Genick“,  meist nur in Bezug aufs Pferd, oder? Jedoch  ist dies für beide die primäre Voraussetzung für eine natürlich leichte und effiziente Koordination, Bewegung und Balance.

    Zunehmend beeinflussen im Laufe des Lebens Gewohnheiten unsere Aufrichtung und bewegliche Durchlässigkeit mehr oder weniger günstig, und allmählich resultieren daraus körperliche Einschränkungen.

    Der passionierte Reiter und Namensgeber Frederick Matthias Alexander erkannte eigene Bewegungsmuster in Alltagssituationen als Ursache für seine körperlichen Probleme. Aus seinen Forschungen entwickelte er ein wissenschaftliches Vorgehen, um diese Gewohnheiten zu  vermeiden. Dieses Vorgehen nennt man heute Alexander-Technik.

    Ihre Wirkung ist im medizinischen und wissenschaftlichen Bereichen respektiert und seit Jahrzehnten im Lehrplan von Schauspielern, Musikern und Artisten integriert.
     
    All you need is less of disturbing your primal coordination.“ (Alles, was du brauchst, ist weniger Störung deiner primären Koordination)

     

    F. M. Alexander

    Wenn wir aufhören, das Falsche zu tun, geschieht das Natürliche wieder von selbst.

    Was unterscheidet die Alexander-Technik von anderen Körperarbeits-Methoden wie Feldenkrais oder Ergotherapie?

    Allen gemeinsam ist, dass die Auswirkungen körperlich spürbar sind. Der Begriff „Technik“ impliziert zudem zweierlei: zum einen ein Verfahren, das die Erkenntnisse der Naturwissenschaften für den Menschen praktisch nutzbar macht. Zum anderen werden auch bestimmte, festgelegte Vorgehensweisen als Techniken bezeichnet.

    Entsprechend MACHE ich nicht Alexander-Technik, sondern ich WENDE Alexanders Technik an. Ganz direkt und konkret WÄHREND ich z. B. eine Unterrichtseinheit in Feldenkrais erhalte, programmiere oder reite. In der Gehaltsverhandlung, beim Singen oder beim Hufeauskratzen. Ich lerne die Alexander-Technik, sodass ich sie in allen Lebenssituationen anwenden kann  bzw. ich WÄHLE, ob und wann ich sie benutze.

     

    Wie bist du dazu gekommen, die Alexander-Technik für Reiter anzuwenden? Und wie dazu, dass du für die Alexander-Technik für den Reiter „brennst“?

    Ich bin in erster Linie dem Wohl der Pferde verbunden und arbeite deshalb gern mit Reitern. Meist wollen sie das Beste für ihr Pferd, doch gerade dadurch, dass sie alles richtig machen wollen, stehen sie ihrem Ziel ungewollt, aber beharrlich im Weg. Aus diesem Dilemma führe ich sie mit Alexanders Technik meist schon in der ersten Einheit heraus. Für diese Momente der Erkenntnis und die feine Reaktion des Pferdes, z. B. das erleichterte Abschnauben, – dafür brenne ich. 

    Alexander-Technik für Reiter: Beobachten von Mustern

    Wie gehst du eine Alexander-Stunde mit einem Klienten mit reiterlichem Hintergrund an? Worauf achtest du?

    Auch Reiter weisen den gleichen physiologischen“Bauplan” auf, also ist zunächst keine andere Herangehensweise nötig 🙂  Der Klient stellt mir sein Anliegen theoretisch und praktisch vor. Ich beobachte, höre zu, frage nach. Wie eine konkrete reiterliche Aktivität wie z. B. das Leichttraben oder eine komplexe Lektion wie fliegende Wechsel geht, erforschen wir so praktisch wie möglich:  Inwieweit sind eigene, alltägliche Bewegungsmuster ursächlich für das reiterliche Problem? Inwieweit beeinträchtigt der Reiter habituell seine Durchlässigkeit im Genick? Wodurch kann er das erkennen und künftig vermeiden?

    Wenn ich Pferd und Reiter gleichzeitig unterrichte, beobachte ich das Zusammenspiel beider, wo beide in ihren Mustern stecken, was Ursache und Wirkung ist. Aus meiner Erfahrung sind die Reiter fast immer zu schnell in ihren Aktionen und Reaktionen. Sie warten nicht ab, wie das Pferd auf EINE Hilfe reagiert. “Denn sie wissen nicht , was sie (alles) tun.” Dieser Filmtitel beschreibt meine Beobachtungen sehr treffend.

     

    Warum ist die Alexander-Technik für Reiter so hilfreich?

    Kurt Albrecht, Oberbereiter und ehemaliger Leiter der Spanischen Hofreitschule in Wien:

    „Die Kriterien für den guten Sitz des Reiters sind dieselben wie für eine gute Haltung im allgemeinen. Eine konstante Aufmerksamkeit darauf, wie man alltäglich geht oder steht, ist ein excellentes Training für den einen geschmeidigen, ausbalancierten Sitz.“

    Mit Alexanders Technik erlangt man diese Aufmerksamkeit wieder, sodass Bewegungen fließender werden, die Aufrichtung natürlich passiert und das Wohlbefinden insgesamt wieder steigt.

     

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    Durch Alexander-Technik für Reiter auch Alltagsprobleme loswerden

    Kannst du ein anschauliches Beispiel für einen schönen „Therapieerfolg“ bei einem Reiter/einer Reiterin geben?

    “Auch wenn es anfangs ein großes Umdenken gab: es macht mir nun große Freude, beim Reiten weniger zu tun und somit mehr zu erreichen. Mein Pferd ist locker und zufrieden und macht mir immer wieder wundervolle Geschenke. Obwohl ich eigentlich nur besser sitzen und reiten wollte, bin ich von meinen Rückenschmerzen befreit – für mich der beste Nebeneffekt des Unterrichts.”

    Kathrin M., Lehrerin,  Rosenheim

     

     

    Was ist deine absolute Lieblings-„Übung“ für Reiter, die du gerne unterrichtest?

    Welches “Mittel” zum Ziel führt, wähle ich  situativ und ist sehr individuell. Schließlich hängt der Erfolg maßgeblich davon ab, dass der Reiter sein “Kopfkino” in den Griff bekommt. Das  nachhaltig selbst zu erreichen, dauert durchschnittlich sechs Einheiten mit einem versierten Alexander-Technik-Ausbilder. Begleitend und zur Unterstützung des Lernprozesses habe ich den Alexander-Technik-Basisplan© entworfen und von meinen Kollegen und Rundfunk-Sprecher, Andreas Dirscherl, vertonen lassen. Die Alexander-Technik-Basisplan©-App ist kostenfrei und für IOS und Android optimiert.

     

     

    Wie kann man die Alexander-Technik in den Alltag integrieren bzw. die Erfolge in den Sitzungen in den Alltag übertragen?

    Vergleiche es mit einer Sprache, die du neu lernst: Lerne die Strukturen, die Vokabeln, die Grammatik und dann spreche … Genau so ist es mit Alexanders Technik: Wende sie an, wann immer und wo auch immer. Besonders einfach beim Toilettengang 🙂 – hinsetzen und aufstehen.

    Probiere Folgendes aus: Prüfe, bevor du dich hinsetzt oder aufstehst, ob du den Kopf in den Nacken ziehst. Falls du es tust, probiere, es nicht mehr zu tun. Was bemerkst du? Achte auf das, was du vermutlich unbewusst tust,  obwohl es für die Zielerreichung – in diesem Beispiel das Hinsetzen/Aufstehen –  überflüssig ist. Allerdings: Nur einer von 100 Menschen bemerkt es überhaupt. Ein Spiegel oder ein Video kann helfen. Wiederhole das Experiment mehrmals, nur dann schält sich das Muster heraus.

    "Ja-Sagen" zur Alexandertechnik für Reiter

    Kannst du eine einfache Übung für Reiter verraten?

    Die Aufgabe des Reiters ist die bewusste Selbstbeobachtung und Aufmerksamkeit auf sein “Tun” während des Reitens. Analog zum erwähnten Toilettengang frage entsprechend: “Was passiert automatisch, also ohne dass ich es bewusst tue bzw. beabsichtige?

    Deshalb: Übe ein winziges Kopfnicken wie beim “Ja“-Sagen und ein winziges Kopfschütteln wie beim Verneinen. Am besten vor einem großen Spiegel. So siehst du, was passiert, und bekommst ein feines Gefühl für ein durchlässiges Genick. Wenn du dein Pferd z. B. im Schritt am langen Zügel aufwärmst, erinnere dich selbst daran, führe eventuell das winzige Kopfnicken aus. Beobachte, wie dein Körper darauf reagiert, wie reagiert das Pferd? Du musst sehr präzise beobachten und dich bemühen, nicht zu interpretieren. Spiegel oder Video sind gute Mittel für eine objektive Beurteilung.

    Welche Erfahrungen hast du schon mit Ausgleichssport für Reiter gemacht? Machst du Yoga, Feldenkrais oder ähnliches? Oder reicht dir deine Reiterei, um fit zu bleiben?

    Kommentiere unter diesem Beitrag und erzähl mir mehr!

  • Gesunde Pferde durch Tellington TTouch: Mit wenig Aufwand im Alltag Krankheiten und Problemen vorbeugen

    Tellington TTouch für gesunde Pferde: Steigerung von Gesundheit und Wohlbefinden bei Pferden

    Gesunde Pferde – das wünschen wir uns alle. Die Gesunderhaltung und die Steigerung des Wohlbefindens von Pferden ist allerdings weder aufwändig noch kostet es viel. Durch einfach zu erlernende und sehr effektive Tellington TTouches ist es möglich, sich täglich an gesunden Pferden zu erfreuen.

    Dass nicht jedes Pferd Putzen als angenehm empfindet, hat eine Studie bereits bestätigt (siehe meinen Beitrag „Schockierende Studie: Die Hälfte aller Pferde hasst Putzen“). Warum nicht das Putzen dem Pferd als etwas Angenehmes vermitteln – und es dabei sogar noch gesunderhalten und sein Wohlbefinden steigern?

    Mit ein paar einfachen Handgriffen aus dem Tellington TTouch ist das möglich – und mit garantiert wenig Aufwand! Die TTouches lassen sich einfach ins Putzen integrieren. Man schlägt also zwei Fliegen mit einer Falle: Erstens muss man das Pferd sowieso vor dem Reiten putzen, zweitens kann man bereits beim Putzen das Pferd optimal auf seine Leistung unter dem Sattel vorbereiten – und so mögliche Probleme im Keim ersticken wie z. B. Verspannungen, weggedrückter Rücken, angespannte Halsmuskeln, Zähneknirschen, fehlende Konzentration etc. Zudem beugt man so Verletzungen, Rittigkeitsproblemen und auf lange Sicht gesehen Krankheiten vor.

    Mit Tellington TTouch bringst du dein Pferd in den Zustand von konzentrierter Entspannung und bereitest es so optimal auf das Reiten vor. Zudem wendest du dich ihm mit hoher Achtsamkeit zu, kannst rasch auf entstehende Verspannungen und Unwohlsein reagieren und so Stress unterm Sattel bereits im Vorfeld im Keim ersticken.

    Tellington TTouch im Alltag

    Tellington TTouch im Alltag: Hufe auskratzen - Beinkreise

    Bereits beim Hufe auskratzen kann etwas für die Gesundheit seines Pferdes tun. Auch hier kann man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.

    Nicht nur, dass die Hufe vor Dreck und Steinen gesäubert wird. Man kann das Bein und all seine Gelenke bis nach oben in die Schulter bzw. Hüfte hinauf lockern und mobilieren.

    WOFÜR?

    In der Tellington-Methode sind die Beinkreise ein unglaublich hilfreiches und geniales Instrument. Mit den Beinkreisen werden alle Gelenke vom Hufgelenk über das Karpalgelenk bis nach oben in die Schulter und sogar bis in den Widerrist hinauf durchgelockert und mobilisiert. Da das Pferd dabei auf 3 Beinen stehen muss, übt man gleichzeitig auch noch seine Balance (hilfreich bei jungen, noch unausbalancierten Pferden bzw. bei Problemen mit dem Hufschmied/der Hufbearbeitung).

    WIE?

    Halte das Bein deines Pferdes wie zum Hufeauskratzen auf. Achte auf einen stabilen Stand und stütze eine Hand auf deinem Oberschenkel ab. So schützt du deinen Rücken und kannst die Beinkreise aus dem gesamten Körper herausmachen.

    Stell dir vor, an der Hufspitze ist ein Stift befestigt. Nun malst du mit dem Stift verschieden große Kreise auf den Boden, mal ganz nah am Boden, mal weiter oben in der Luft. Die Kreise solltest du ungefähr an der Stelle machen, wo das Bein am Boden gestanden ist.

    Beobachte, wie sich die kreisenden Bewegungen durch das gesamte Bein bis nach oben in die Schulter und je nach Beweglichkeit des Pferdes bis in den Widerrist und den Rücken fortpflanzt: So ist dein Pferd bereits vor dem Reiten in den Gelenken gut mobilisiert und hat bereits seine Balance geschult, bevor du überhaupt in den Sattel gestiegen bist.

     

    Tellington TTouch im Alltag: Beinkreise
    Nach dem Hufauskratzen helfen Beinkreise, die Gelenke im gesamten Bein zu mobilisieren.

    Tellington TTouch im Alltag: Schweif bürsten - Schweifkreise

    Den Schweif säubere ich entweder durch sanftes Verlesen mit den Fingern oder dem vorsichtigen Verwenden einer Schweifbürste. Da du bereits da den Schweif in der Hand hältst, gleitest du mit beiden Händen zur Schweifrübe nach vor und stützt sie von unten (wie auf dem Bild unten zu sehen) gut ab.

    Nun hebst du sanft den Schweif nach oben. Achtung: Nicht über einen etwaigen Widerstand hinaus. Merkst du, dass dein Pferd bereits ein Problem hat, sich am Schweif angreifen zu lassen, muss dein vorrangiges Ziel sein, dass dein Pferd das Berühren am Schweif akzeptiert und es später dann auch als angenehm empfindet.

    Die Schweifarbeit aus der Tellington-Methode ist eine unglaublich hilfreiche Übung, die man täglich ohne viel Aufwand ins Putzen integrieren kann.

    WOFÜR?

    Die Schweifarbeit ist sehr hilfreich für alle Pferde, die gesundheitliche Themen im Rücken bzw. in der gesamten Wirbelsäule haben. Der Schweif ist die direkte Verlängerung der Wirbelsäule. Indem du die Wirbel der Schweifrübe mobilisierst, wirkst du so auch auf alle anderen Wirbel in der Wirbelsäule. Die Muskulatur wird gelockert und das Pferd bekommt ein besseres Gefühl für seinen gesamten Körper. Gerade Pferde, die sehr schreckhaft sind und Angst haben vor allem, was sich ihnen von hinten nähert, profitieren enorm von der Schweifarbeit. Sie bekommen ein besseres Gefühl für ihren Körper im Raum und werden entspannter.

    Nicht umsonst ist ein locker getragener Schweif unter dem Reiter ein wichtiges Zeichen für die viel gewünschte, aber auch selten erreichte Losgelassenheit!

    WIE?

    Für die Tellington-Schweifarbeit nimmst du den Schweif und stützt ihn mit beiden Händen unterhalb der Schweifrübe ab (siehe Abbildung unten). Dann bewegst du die Schweifrübe vorsichtig in Kreisen um den Schweifansatz. Mache die Kreise langsam und behutsam und gehe über keine Widerstände hinweg. Wenn du achtsam bist, kannst du direkt sehen, wie das Pferd in seinem gesamten Körper bewegt wird und sanft mitschaukelt.

    Tellington TTouch im Alltag: Schweifkreise
    Mit dem Schweifkreisen aus der Tellington-Methode lockert man das Pferd von Kopf bis Schweif.
    Tellington TTouch Workshops

    Tellington TTouch im Alltag: Ohrenarbeit

    Meine Pferde lieben die Ohrenarbeit. Aber sie mussten – wie wahrscheinlich fast jedes Pferd – zuerst lernen, dass es angenehm ist, an den Ohren berührt zu werden. Dies ist für ein Pferd, das wir fürs Reiter „nutzen“ wollen, unabdingbar: Wir müssen über die Ohren das Halfter und das Zaumzeug streifen, wir müssen es am Kopf putzen u. v. m. Durch die Ohrenarbeit lernen die Pferde, wie angenehm es ist, an den Ohren berührt zu werden. Und zusätzlich tun wir ihnen etwas Gutes und fördern Gesundheit, Wohlbefinden und Leistung.

    WOFÜR?

    Die Ohrenarbeit wirkt aufgrund mehrerer Punkte:

    1. Am Ohr sitzen zahlreiche Akupunkturpunkte. Allen voran der Dreifache Erwärmer, der den gesamten Körper versorgt. Er schlängelt sich um die gesamte Ohrmuschel. An der Ohrspitze sitzt ein „Schockpunkt“. Ein Punkt der sehr hilfreich ist, wenn Pferde Kreislaufprobleme haben oder zu Koliken neigen. Mehr zu Tellington TTouch als Erste Hilfe bei Koliken kannst du hier nachlesen: Erste Hilfe bei Kolik

    2. Über das Ohr haben wir direkten Zugang zur Ohrspeicheldrüse. Diese wird durch ein entspanntes Kauen und Schlecken im Maul angeregt und produziert das „weiße Mäulchen“, hat also direkt Einfluss auf die Losgelassenheit des Pferdes.

    3. Über die Ohren erreicht man auch das Genick des Pferdes. Ein weiterer Ort, der für Rittigkeit und Losgelassenheit von enormer Wichigkeit ist.

    Du siehst also, dass man durch ein paar achtsame Berührungen an den Ohren ganz schön viel im Körper auslösen kann.

    WIE?

    Für die Tellington-Ohrenarbeit stabilisierst du mit einer Hand den Kopf deines Pferdes, während du dich schräg seitlich vor den Pferd stellst. Dann nimmt du mit der anderen Hand ein Ohr am Ohransatz in die Hand und streifst es mit sanftem Druck bis zur Ohrspitze aus. An der Spitze der Ohrmuschel kannst du kurz verweilen. Manche Pferde lieben es, ganz sanft und vorsichtig an den Ohren berührt zu werden, wieder andere genießen es, wenn die Ohren mit etwas festem Zug waagrecht langgezogen werden (siehe Foto unten).

    Bei Verdacht auf Kolik und Kreislaufthematik und zum Überbrücken der Zeit, bis der Tierarzt eintrifft, eignet sich Ohrenarbeit perfekt, um den Kreislauf des Pferdes wieder zu stabilisieren. Die Ohrenarbeit aktiviert den Meridian des Dreifachen Erwärmers und versorgt so den gesamten Körper und hilft ihm, sich wieder zu stabilisieren.

    Tellington TTouch im Alltag: Ohrenarbeit

    Tellington TTouch im Alltag: Auftrensen - Maularbeit

    Nicht nur Menschen drücken mit dem Mund zahlreiche Emotionen aus: Zähneknirschen bei Stress, Lachen bei Freude, Zusammengepresste Lippen bei Wut etc. Auch Pferde zeigen mit ihrem Maul viele Emotionen. Ein angespanntes Kinn beim Putzen spricht Bände, geblähte Nüstern genauso.

    Indem wir uns vor dem Auftrensen dem Maul liebevoll und achtsam widmen, beugen wir Verspannungen rund ums Maul und den Kiefer beim Reiten vor.

    Ein sehr intensiver Tellington TTouch ist die Maularbeit.

    WOFÜR?

    Durch sein Maul kann das Pferd zahlreiche Emotionen ausdrücken: Anspannung, Stress, Entspannung, Aggression, Verspieltheit etc. Wenn wir in den Sattel steigen, wollen wir ein entspanntes, freundliches Pferd. Wenn das Pferd bereits mit angespannten Lippen und steinhartem Kinn an der Aufstiegshilfe steht, können wir davon ausgehen, dass es im Sattel nicht besser wird. Ganz im Gegenteil.

    In der Maulregion sitzen sehr viele Nervenenden, die sehr sensibel auf Berührung reagieren. Es gibt sehr viele Pferde die Berührung am Maul nicht dulden und energisch den Kopf wegreißen. Hier sitzen tiefe Emotionen in der Maulregion. In der Tellington-Methode ist die Maularbeit ein effektives Tool um rasch Zugang zu den Emotionen des Pferdes zu erhalten.

    WIE?

    Bei der Maularbeit machst du vorsichtige Kreise mit dem Maul und den Nüstern. Vorsichtig nimmst du den Nüsternrand und kreist ihn sanft. Genauso verfährst du mit der Oberlippe und der Unterlippe, dann kreist du das Kinn sanft im und gegen den Uhrzeigersinn. Es geht weniger darum, dass du ein bestimmtes Muster in einer bestimmten Richtung einhältst. Es geht viel mehr um das achtsame Berühren und Bewegen der Maul- und Nüsternpartie.

    Tellington TTouch im Alltag: Maularbeit
    In der Maulregion liegen viele sensible Nervenenden: Mit dem Maul drücken Pferde zahlreiche Emotionen aus.

    Ich hoffe, du hast einen Einblick darüber bekommen, wie einfach und ohne viel Zeit- und Arbeitsaufwand die so hilfreichen und gesundheitsfördernden Tellington TTouches in den Alltag mit deinem Pferd eingebaut werden können.

    Nach ein paar Wiederholungen wirst du die Kreise an Ohren, Maul, Schweif und Beinen bereits ganz automatisch machen – ohne dich großartig konzentrieren zu müssen. Wichtig ist dabei aber nur, dass du immer mit viel Achtsamkeit und Bewusstheit an deinem Pferd arbeitest. Achte auf jede kleinste Reaktion deines Pferdes. Pferde flüstern ja anstatt „laut“ mit uns zu kommunizieren!

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  • Ausgleichssport zum Reiten als Erfolgsfaktor

    Ausgleichssport zum Reiten: Meine 6 Favoriten

    Die ganze Welt steckt aktuell in einer besonderen Krise. Wir wissen nicht, was uns noch alles bevorstehen wird und inwieweit wir noch eingeschränkt werden. In Zeiten der Corona-Krise heißt es, besonders achtsam zu sein und auf sich zu schauen. Ganz besonders dann, wenn aufgrund von Zugangsbeschränkungen, Ausgangssperren oder sogar Quarantäne die Zeit im Stall auf das minimalste beschnitten ist oder sogar ganz flachfällt.

    Mit Ausgleichssport zum Reiten können wir uns in diesen Zeiten, in denen wir nur ganz kurz oder engeschränkt reiten können, fit halten. Wir können gezielt Muskelgruppen trainieren, die wir fürs Reiten benötigen, können an unserer Ausdauer sowie an der Koordination arbeiten und so nachhaltig bessere Reiter werden (#seiderbestereiterfürdeinpferd).

    Zum Reiten gehört viel mehr als nur das Trainieren von Lektionen gemeinsam mit dem Pferd und genügend Gefühl. Reiten ist – aus wissenschaftlicher Sicht betrachtet – ein Sport, der höchste Bewegungskoordination zwischen zwei sich völlig unterschiedlich bewegenden Lebewesen ist.

    Hier ein paar Tipps von mir, wie wir unseren Körper optimal – abseits vom Reiten – trainieren können, um der beste Reiter für unser Pferd zu werden:

     

    1. Leichter Ausdauersport zur Stärkung von Kreislauf und Bewegungsapparat

    Nur wer fit ist und seinen Körper in Schuss hält, ist auch fit fürs Reiten – so meine Meinung. Ja, Reiten ist für mich Sport, und der macht nur Spaß, wenn ich fit bin und nicht nach einer Runde im Aussitzen hechelnd am Pferd sitze. Außerdem finde ich, dass ich nicht von meinem Pferd verlangen kann, 20 Minuten im Trab und 10 Minuten im Galopp in der Reitstunde zu schuften, wenn ich selbst nicht mal eine kleine Joggingrunde ohne Herz-Kreislauf-Kollaps überstehe 😉

    Deshalb versuche ich, so oft wie möglich leichten Ausdauersport zu machen. Dazu zählen für mich gemütliche Wanderungen mit dem Hund, leichte Klettertouren oder Klettersteige, Mountainbiken oder Rennradeln (perfekt für die Gelenke in den Beinen) oder im Winter Skifahren und Skitouren.

    Damit halte ich mein Herz-Kreislauf-System in Schwung, baue Ausdauer und Kraft auf und mobilisiere zudem meinen gesamten Bewegungsapparat. Und wo, wenn nicht beim Reiten, ist mein Körper derart schwungvoll in Bewegung wie beim Reiten und wo, wenn nicht beim Reiten, muss ich nicht nur meinen Körper in Bewegung unter Kontrolle halten, sondern zudem noch einen zweiten Körper, nämlich den des Pferdes? Allein, dass ich mein Pferd bestmöglich beim Reiten unterstützen möchte, verlangt von mir, ein genauso guter „Sportkamerad“ zu sein, wie ich es auch von meinem Pferd verlange. Also wieso nicht auch meinen eigenen Körper trainieren und nicht nur den meines Pferdes?

    Hier ein paar Anregungen, wie man tägliche Bewegung in den Alltag einfach und unkompliziert integrieren kann:

    • Mal die Treppe nehmen statt des Aufzugs
    • In der Mittagspause statt Kaffee und Tratsch in der Kantine 20 Minuten draußen an der frischen Luft eine Runde Spazierengehen. Klatsch und Tratsch kann man dabei genauso austauschen 😉
    • Zu Fuß oder mit dem Fahrrad in den Supermarkt oder ins Shoppingcenter
    • Mal eine Haltestelle früher aussteigen und zu Fuß in die Arbeit gehen

    Direkt im Stall beim Pferd:
    • Vor dem Reiten 10 bis 15 Minuten neben dem Pferd im flotten Schritt mitmarschieren statt zu reiten.
    • Bei der Freiarbeit in der Halle oder am Reitplatz mit dem Pferd mitlaufen.
    • Aufwärmübungen in der Stallgasse vor dem Aufsteigen
    • Spazierengehen mit dem Pferd im flotten Schritt statt Ablongieren

     

    2. Yoga - am besten jeden Tag

    Yoga bommt nicht umsonst seit Langem: Es ist eine sanfte, ruhige „Sportart“, um sich emotional, psychisch und körperlich ins Gleichgewicht zu bringen. Yoga reduziert nachgewiesenermaßen Stress, beruhigt die Atmung, erhöht die Flexibilität in den Gelenken, kräftigt und dehnt die Muskulatur und mobilisiert die Wirbelsäule.

    Vor drei Jahren habe ich bei der 30-Day-Yoga-Challenge von Yoga with Adriene Yoga für mich entdeckt. Jetzt schon zum 3. Mal habe ich zum Jahresbeginn mitgemacht und mich jeden Tag motiviert, Yoga zu machen. Die Videos von Adriene sind für Anfänger sowie für Fortgeschrittene geeignet. In ihrer humorvollen Art leitet sie die Übungen wunderbar einfach an. Außerdem ist ihr Hund Benji auf jedem Video mit dabei – alleine wegen ihm muss man mitmachen 😉 (Achtung: Die Videos sind auf Englisch. Aber auch ohne groß Englisch zu verstehen, sind die Übungen einfach über das Video nachzumachen!)

    Natürlich muss auch ich mich manchmal überwinden, die Yogamatte rauszuholen und mich auf die Matte zu stellen, aber es rentiert sich jedes Mal. Nach jeder Session fühle ich mich wohler in meinem Körper, jede Zelle fühlt sich erneuert an, mein ganzer Körper ist wohlig warm durchblutet – und das Beste: Ich weiß, dass ich so am besten flexibel und beweglich sowie stark genug für mein Pferd werde, eben die beste Reiterin für meine Pferde werde (#seiderbestereiterfürdeinpferd).

    Meine 9 Yoga-Lieblingsübungen speziell für Reiter habe in diesem Beitrag zusammengestellt: Yoga für Reiter – 9 Übungen für den perfekten Reitersitz

    3. Feldenkrais

    Zum Beginn des neuen Jahres geht es für mich los: Für meine Ausbildung zur Centered Riding Ausbilderin benötigte ich Feldenkrais-Einheiten. Aber nicht nur deswegen habe ich mich dafür entschieden, regelmäßig Feldenkrais zu machen. Es ist so spannend zu erfahren, mit wie wenig Aufwand und Veränderung in kleinsten Bewegungen man sofort eine Rückmeldung im Sattel von seinem Pferd bekommt. Feldenkrais, also „Bewusstheit durch Bewegung“ ist für mich die ideale Ergänzung zum Reiten.

    Bei Feldenkrais geht es zuerst um die Wahrnehmung, wie bestimmte Bewegungen ausgeführt werden. Im Anschluss werden effektivere Möglichkeiten gesucht, die Bewegung mit weniger Kraft und leichter auszuführen. Und genau das macht Feldenkrais so wertvoll für Reiter: Je leichter und effektiver wir Reiter unsere Bewegungen ausführen können, desto organisierter ist unser Sitz und desto verständlicher können wir einwirken und desto harmonischer können wir uns mit dem Pferd gemeinsam bewegen. Mit Feldenkrais für Reiter kann jeder seinen Sitz und in Folge seine Kommunikation mit seinem Pferd verbessern.

    Hört euch in eurem Bekanntenkreis mal um. Es gibt immer mehr Angebote für Feldenkrais und Reiten. Teilweise gibt es Trainer, die mobilen Unterricht am Pferd mit Feldenkrais-Übungen anbieten, aber auch mehrtägige Lehrgänge, wo Feldenkrais auf der Matte ohne Pferd gemacht wird, um im Anschluss das Erspürte am Pferd umzusetzen.

    4. Alexander-Technik

    Was ist die Alexander-Technik?

    Die Alexander-Technik ist eine pädagogische Methode und beschäftigt sich mit dem Erkennen und Ändern von Gewohnheiten, besonders von körperlichen Fehlhaltungen, die sich durch Verspannungen, Schmerzen oder Funktionseinschränkungen äußern. [Wikipedia]

    Das Erkennen und Veränderung von Fehlhaltungen und unnützen Gewohnheiten im Umgang mit dem eigenen Körper finde ich unglaublich bereichernd für jeden Reiter.

    Es ist so spannend zu bemerken, wie man unnötig Kraft aufwendet und seinen Körper falsch benutzt, nur um zum Beispiel von einem Stuhl aufzustehen. Nur ein Beispiel: Durch die Alexander-Technik habe ich entdeckt, dass ich zu wenig Kraft in den Oberschenkeln habe und mich deshalb immer mit dem Oberkörper nach vorne schmeiße, um von einem Stuhl aufzustehen: Dasselbe mache ich im Sattel: Kein Wunder, dass mir meine sehr sensible Stute immer wieder auf die Vorhand fällt und ihr Heil im Weglaufen sucht …

    Ich arbeite aktuell mit Maleen Schultka aus Bad Aibling (Deutschland). Ich kann sie sehr empfehlen, da sie selbst auch Reiterin ist und in jeder Einheit konkrete Bezüge zum Reiten herstellen kann. Hier geht’s zu ihrer Seite, wer sich mal informieren möchte. Maleen gibt auch Sitzschulungs-Workshops und Seminare: www.sitzexperte.com

    5. Gezielte Kräftigungsübungen

    Durch gezielte Kräftigungsübungen kann ich Schwächen und Dysbalancen gezielt bearbeiten.

    Wer sich zum Beispiel schwertut, federnd leichtzutraben und sanft einzusitzen, sollte seine Oberschenkelmuskulatur stärken sowie seinen Rumpf stabilisieren. Dafür eignen sich entsprechende Yoga-Übungen (vgl. weiter oben) oder passende Übungen, die nur mit dem Körpergewicht arbeiten. Aber keine Angst! Man muss für eine kräftige Muskulatur nicht ein Jahresabo im nächsten Fitnessstudio lösen und sich an den Geräten abrackern.

    Mit einfachen Übungen kann man auch von zuhause aus gute Erfolge erzielen.

    Meine All-time-Favorites sind  Variationen von Yoga-Posen, die man durch dynamische Bewegungen zur Kräftigung der Muskulatur nutzen kann: Sit-ups für die vordere und seitliche Bauchmuskulatur, die Yogaübung „Das Brett“ für eine stabile Mittelpositur sowie „Der Stuhl“ und Kniebeugen für kräftige Oberschenkelmuskeln.

    Ausgleichssport zum Reiten - "Das Boot" oder Sit-ups
    Ausgleichssport zum Reiten - "Das Boot" oder Sit-ups
    Ausgleichssport zum Reiten - "Das Brett" oder Liegestütz
    Ausgleichssport zum Reiten - "Das Brett" oder Liegestütz
    Ausgleichssport zum Reiten - Der Stuhl
    Ausgleichssport zum Reiten - "Der Stuhl" bzw. Kniebeugen

    6. Pilates

    Pilates ist auch bei Reitern ein sehr beliebter Ausgleichssport. Das systematische Ganzkörpertraining kräftigt die Muskulatur, vor allem der von Reitern stark beanspruchten Beckenboden- Rücken- und Bauchmuskulatur.

    Durch Pilates werden vor allem die tiefliegenden kleineren und meist verkümmerten und schwachen Muskelgruppen angesprochen und gekräftigt. Pilates stärkt vor allem eine gesunde Körperhaltung und dadurch eine korrekte Aufrichtung, die uns nicht beim Reiten zugute kommt.

    Bei Pilates wird anhand von Kraftübungen, Stretching und bewusster Atmung trainiert.

    Viele der Übungen haben ihren Ursprung auch in der Philosophie von Moshé Feldenkrais: Mit kleinen Bewegungen viel erreichen.

    Du siehst, es gibt zahlreiche Möglichkeiten für Ausgleichssport zum Reiter und für die allgemeine Fitness von Reitern. Was du schlussendlich machst, ist die überlassen. Nicht jeder mag es ruhig und bewusst wie bei Feldenkrais, manch eine mag es lieber actiongeladen und abwechslungsreich wie beim Krafttraining im Fitnessstudio. Egal, wofür du dich entscheidest: Hauptsache, du bleibst fit, beweglich und gesund: Genau das, was du dir ja auch von deinem Pferd wünscht!

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  • Von Pferden lernen: Was ich von meinen Pferden gelernt habe

    Von Pferden lernen

    Mit Pferden zusammenleben bedeutet für mich lebenslanges Lernen. Denn von Pferden lernen bedeutet ein lebenslanges Vergnügen. Jeden Tag zeigen sie uns mit ihrer sanften Art und ihrer subtilen Körpersprache, dass wir noch genauer hinhören und präziser in unserer eigenen „Sprache“ sein sollten. Man kan nie genug Achtsamkeit und Bewusstheit in sein Leben bringen.

    Von Pferden lernen ist Persönlichkeitsentwicklung. Schon Kinder profitieren vom Umgang mit Pferden, und immer mehr Seminare sprießen aus dem Boden, in denen Manager von Pferden Führungsqualitäten lernen sollen.

    Meine pferdige „Lerngeschichte“ ist nicht anders: Schon früh als Kind kam ich mit Ponys in Berührung, und bis heute begleiten mich Pferde durch mein Leben. Was ich von ihnen bislang gelernt habe und wie sich mich mit ihren ganz eigenen speziellen Charakteren zu dem Menschen gemacht haben, der ich jetzt bin, möchte ich in diesem Blogbeitrag skizzieren.

    Von Pferden lernen: Ein Porträt meiner Pferde

    Momo, meine Lehrerin in Sachen Durchhaltevermögen

    Mit sechs Jahren konnte ich das erste Mal die Gefühle erleben, die mich jedes Mal auf dem Rücken der Pferde überkommen: das Gefühl der Sicherheit, egal auf welchem Pferd, und das Gefühl des Vertrauens. Auf der schwarzen Stute Ester meines Onkels schauten mein Beinchen kaum über das Sattelblatt hinaus, aber es war herrlich!

    Mit acht Jahren bekam meine Cousine ihr erstes eigenes Pony. Mit Blacky, geführt von meinem Vater, lernte ich traben und galoppieren – alles ohne Sattel. Später dann ritten meine Cousine und ich alleine aus und wagten auch schon die ersten Sprüng mit Blacky.

    Reitunterricht in der Reitschule bekam ich erst später, die grundlegenden Kenntnisse hatte ich mir durch meine täglichen Besuche bei Blacky und meinem Lesewahnsinn mit allem, was Pferde anbelangt, zugeleg und vor allem durch eines: Ausprobieren!

    Mit zwölf ging dann mein größter Traum in Erfüllung: Mein Vater ging mit mir auf die Suche nach einem eigenen Pony, nicht wie ich vorerst dachte, auf die Suche nach einem Pflegepferd.

    Durch Zufall kam ich dann zu meinem ersten Pony, von dem ich vor allem eines lernte: Durchhaltevermögen.

    Momo war der Hauptgewinn in einer Tombola bei einem großen Springturnier. Wir waren dort, weil als Zuschauerattraktion auch ein Galopprennen rund um den riesigen Springplatz stattfand – und Blacky, der schwarze Blitz, so schnell war 😉

    Gewonnen hatten wir damals bei diesem Galopprennen nichts, aber ich bekam mein erstes Pony: Nachdem mein Onkel meinem Vater erklärte, dass dieses Pony genau DAS perfekte Pony für mich wäre, ging mein Vater einfach zum Gewinner und kaufte ihm Momo vom Fleck weg ab. So schnell ging das damals 😉

    So rosig die anfängliche Geschichte mit Momo klingt, für mich war Momo zu Beginn unserer Beziehung alles andere als perfekt! Momo war eine Ponystute mit Charakter, was sie nicht wollte, tat sie nicht. Wenn sie unterm Apfelbaum Äpfel fressen wollte, dann tat sie das. Egal, ob wir Kinder wie die Rumpelstilzchen um sie herumhüpften oder Theater auf ihrem Rücken veranstalteten.

    Da kullerten bei mir die Tränen und ich wollte Momo wieder abgeben: Sie war ganz und gar nicht mein Traumpony, von dem ich immer geträumt hatte. Sie war in meinen Augen ein stures, freches Vieh, das uns Kinder schlicht und einfach veräppelte. Geholfen hat uns damals dann mein Papa, er konnte Momo endlich davon überzeugen, dass der Job eines Ponys auch abseits des Apfelbaumes stattfinden müsse 😉

    Eines lernte ich von Momo auf jeden Fall: Aufgeben gilt nicht, durchbeißen, durchhalten, Tränen wegwischen, weitermachen. Und das brachte mich mit Momo weiter. Wenn was nicht klappte, versuchte ich es auf andere Art und Weise erneut. So wurde ich kreativ im Finden von Lösungen, was mich mit Momo immer mehr zu einem Team werden ließ.

    Schlussendlich gewannen wir Geschicklichkeitsturniere in ganz Voralberg, sprangen bis zu ein Meter hohe Hindernisse, ließ mich von ihr mit Rollschuhen im Sommer oder mit dem Rodel im Winter ziehen, trat bei Pferdemessen auf, kletterte mit ihr als Packpferd steile Wege zu Jägerhütten hoch – für mein Durchhaltemögen wurde ich doppelt und dreifach belohnt: Meine Momo ging mit mir durch dick und dünn!

    Momo war fast 30 Jahre bei mir. Bis zum Schluss war Fressen ihre liebste Beschäftigung – typisch Pony eben! 😉

     

    Lorenz, mein Lehrmeister

    Bald aber wollte ich die Herausforderung des Reitens eines Großpferdes auf mich nehmen. Und wie das Schicksal oft so spielt, wurde ich zufällig in einem Supermarkt einem Mann vorgestellt, der mich mit Lorenz bekannt machen sollte.

    Lorenz war kein Reitersmann, sondern ein 15-jähriges holländisches Warmblut, Springpferd bis Klasse M und der beste Lehrmeister, den man sich als junges 15-jähriges Mädchen nur vorstellen kann.

    Er ist der Grund, warum ich immer wieder für Folgendes plädiere – wie schon damals die alten Reitmeister, und das ich bis heute zu jedem sage, der sich überlegt, ein junges Pferd anzuschaffen:

    Junger Reiter – altes, erfahrenes Pferd, junges Pferd – alter, erfahrener Reiter!

    Mit Lorenz war der Weg in den Turniersport quasi vorgegeben. Da ich in einem Turnierstall trainieren konnte, war ich rasch mit dem „Turnierfieber“ infiziert. Mit Lorenz erlangte ich den Reiterpass und rasch darauf auch die Lizenz, nahm an Springprüfungen und Dressurprüfungen teil.

    Leider konnte Lorenz nicht bis zuletzt bei mir bleiben, er war mir nur zur Verfügung gestellt worden. Was das Schicksal für ihn nach uns vorgesehen hatte, weiß ich leider bis heute nicht …

     

    Ronnie, mein Allroundtalent

    Da Lorenz mit 20 dann doch endlich seine Pension genießen sollte, kam Ronnie zu uns. Mit ausgezeichnetem Spring-Pedigree ausgestattet startete ich Ronnie in Springen bis Klasse LM auf nationalen Turnieren in Vorarlberg. Aufgrund seiner guten Grundgangarten wechselten wir bald ins Dressurlager. Ich konnte Ronnie bis zur Dressur Klasse M ausbilden, bei den Galopppirouetten und Einerwechseln ließen wir es dann sein. Seine Lieblingslektion waren Serienwechsel 😉 Mein größter Erfolg mit Ronnie war der 3. Rang bei den Landesmeisterschaften in der Allgemeinen Klasse.

    Nach meinem Umzug mit ihm nach Innsbruck ließen wir den Turniersport hinter uns. Auf Ronnie lernten noch viele Reitanfänger das Reiten, darunter auch mehrere 8- bis 12-jährige Mädchen. Er war mit seinem unvergleichlichen Charakter und seiner Geduld perfekt dafür.

    Ronnie lebt noch immer bei mir. Mittlerweile ist er 29 Jahre alt und noch ganz gut in Schuss für sein Alter. Eines war für mich von vornherein klar: Schon damals schwor ich Momo, dass sie bei mir bleiben darf bis zum Schluss. Und auch bei Ronnie wird es so sein. Ich bin davon überzeugt, dass er mir sagen wird, wenn es soweit ist.
     
    Ronnie brachte mir bei, an seinen Träumen festzuhalten und dafür hart zu kämpfen. Aus heutiger Sicht war ich damals mit Ronnie vielleicht zu ehrgeizig, trainierte zu hart, hörte zu wenig auf ihn … Aber als junges Mädchen hatte man eben Träume vom großen Sieg am Turnier, einer Schleife, einer Platzierung – und dafür nahm ich in Kauf, dass ich neben meinem Studium jede Woche zwischen Vorarlberg und Tirol hin- und herpendelte, um Freitag bis Sonntag zu trainieren. Und Trainieren bedeutete für mich damals: Pferd aufladen, 10 Minuten Hängerfahrt, um in der Reithalle meines Vereins trainieren zu können.
    Die größte Unterstützung bekam ich damals von meinem Vater. Wenn ich unter der Woche wegwar, fuhr er mit Ronnie zweimal in der Woche (einmal fürs Dressur- und einmal fürs Springtraining) in den Reitverein, wo eine Freundin Ronnie für mich ritt – so konnte ich am Wochenende auf einem gut trainierten Pferd aufs Turnier gehen.
     
    Mit Ronnie zusammen habe ich die gesamte Turnierszene kennengelernt. Ich lebte damals für diese Turniere: Es gab einen großen Zusammenhalt auf den Turnieren, man kannte jeden, hier ein Gespräch, da eine Empfehlung. Wir waren eine riesengroße Gemeinschaft. Diese Gemeinschaft auf den Turnieren und zuhause im Reitverein gab mir Stabilität und Halt während meiner Jugendjahre.
     
    Das Team von Ghostreiter: Ronnie

    Iman, meine bislang größte Herausforderung

    Nachdem Ronnie in Pension war, kam bei mir bald der Wunsch nach einem jungen Pferd auf. Vom aktiven Turniersport habe ich mich 2007 zurückgezogen, um mich allumfassend und alternativ in Bezug auf den Umgang mit dem Pferd weiterzubilden und anderen Menschen die „Reitkunst“ und die Faszination des Lebewesens Pferd zu vermitteln.

    Weniger um weiter Turniere zu reiten, ging es mir mehr um eine neue Herausforderung und das gemeinsame Lernen mit einem jungen Pferd. Im September 2009 erfüllte ich mir den Traum eines jungen Pferdes, das ich von Beginn an ausbildete. Es war eine sehr anstrengende, aber auch sehr erfüllende Aufgabe, einem jungen Pferd wie Iman die Grundlagen im Umgang mit dem Menschen beizubringen – und mit Iman war es eine gleich noch viel größere Herausforderung!

    Iman ist eine mittlerweile 13-jährige Trakehnerstute. Ich hatte, als ich Iman 2,5-jährig damals kaufte, keine Ahnung von der Rasse Trakehner. Erst später, als sich die Probleme mit Iman häuften, hörte ich immer öfter: „Ah, ein Trakehner, ja kein Wunder, das ist eine spezielle Rasse, sehr eigenwillig!“ und im Nachklang: „Oje, eine Stute auch noch!“

    Iman ist ein sehr intelligentes, cleveres Pferd, das schon „als Fohlen lesen und schreiben konnte“, wie ihre Züchterin immer erzählt. Das ist Fluch und Segen zugleich, wie ich bitter lernen musste.

    Seit ich Iman habe, weiß ich eines sicher: Nie mehr möchte ich ein junges Pferd selbst ausbilden – zumindest nicht, wenn ich einen sehr guten Trainer in der Nähe habe und ich mir 2 bis 3 Mal die Woche Unterricht leisten kann.

    Ich bildete mir damals ein, dass ich das Anreiten alleine hinkriege. Iman lernte schnell, das Aufsitzen und Losreiten war nie ein Problem, das war für sie alles okay. Aber sie wollte klare Ansagen. Wenn sie etwas nicht verstand, wurde sie rasch ungehalten und zeigte seeeehr deutlich, wenn ihr was nicht passte.

    Wie oft sass ich zuhause im Bett, heulte wie ein Schlosshund und wusste nicht mehr weiter …

    Es gab hunderte von Situationen, in denen ich nicht mehr weiterwusste. Vielleicht weil ich es mir nicht eingestehen wollte, wurschelte ich alleine immer weiter … ohne mir wirklich professionelle Hilfe zu holen. Und so probierte ich mich durch alle möglichen Ausbildungsmethoden (Parelli, Join-up etc.). Immer wieder stieß ich an einen Punkt, an dem Iman mir klar und überdeutlich sagte: „Das ist doof, ich will das nicht!“ Und Iman ist eine Persönlichkeit, bei der sich so mancher Trainer oder Reiter die Zähne ausgebissen hätte: Denn mit Kraft oder roher Gewalt, zu der man mir damals ab und an riet („Die verarscht dich doch, setz dich mal durch!“), hätte man bei Iman schlechte Karten: Vorher hätte sie dich ernsthaft verletzt, bevor sie etwas getan hätte, das sie nicht wollte oder konnte!

    Irgendwann kam der Punkt, an dem ich zugeben musste, dass ich hilflos war, nicht weiterwusste, professionelle Hilfe brauchte. Das war schwierig für mich, da ich ja auch nicht wusste, an wen ich mich wenden sollte. Ich bekam tausende Empfehlungen, jeder wusste es besser, mach das, probier das. Ich war heillos überfordert.

    In einer Kurzschlussreaktion rief ich eine Bereiterin an: Iman ging 4 Monate in professionellen Beritt zu einer sehr einfühlsamen, tollen Bereiterin. Es war schwer für mich, damals zuzugeben, dass ich gescheitert war, dass ich viele Fehler gemacht hatte. Jetzt im Nachhinein betrachtet, war es das Beste was passieren konnte. Ich konnte endlich Verantwortung abgeben und musste mir nicht mehr täglich Gedanken machen, was heute im Stall wieder alles schieflaufen könnte.

    Gerade, wenn man im Pferdesport tätig ist und dann auch noch selbst als Ausbilderin und Reitlehrerin, ist es doppelt schwer, so etwas zuzugeben: „Eine Reitlehrerin und Pferdetrainerin, die ihr eigenes Pferd nicht in den Griff kriegt???“ Ja, das gibt es! Und ich bin deshalb keine schlechtere Trainerin! Denn das Wichtigste, was ich von Iman lernen durfte, war: Hol dir Hilfe, frag um Hilfe und vor allem: Akzeptiere, dass du nicht alles weißt und kannst!

    Von Iman habe ich außerdem gelernt zu akzeptieren, dass Pferde nicht für alles geeignet sind, was sich der Mensch einbildet! Von Anfang an hasst es Iman, in diesen engen Reitplätzen (auch 20 x 60 Meter großen Reithallen) geritten zu werden. Sie blockierte, ging ungern vorwärts, verhielt sich komplett. Jahrelang versuchte ich alles, sie fand es einfach nur doof.

    Bis ich im Rahmen der Tellington-Reittrainer-Ausbildung eine Woche Kurs bei Peggy Cummings (Connected Riding) hatte. Ihr Rat: Ich sollte Iman mal mehrere Monate bis zu einem halben Jahr nur im Gelände reiten, denn da ging sie von Anfang an frisch vorwärts, ohne sich zu verhalten.

    Das tat ich! Heute ist Iman mein bestes Pferd im Gelände: Sie geht überall hin, ins Wasser, durch den Wald, ist immer kontrollierbar, ganz und gar nicht schreckhaft, das perfekte Ausreitpferd.

    Und das darf so bleiben: Seit Iman bei mir im Stall zuhause ist (Dezember 2019), lief sie nicht ein einziges Mal mehr in einem Reitplatz, alle Seitengänge, Übergänge, Lektionen reiten wir im Gelände …

    Iman ist mein #Herzenspferd, mein #Seelenpferd!

    Reiten nach Tellington

    Cento, mein sanfter Riese

    Wenn ich es in einem Satz zusammenfassen müsste, was ich von Cento lernen durfte, dann ist es das:

    Lass dich nicht vom Äußeren täuschen und verurteile und bewerte nie vorschnell!

    Cento ist ein wahrer Riese, aber ein sanfter! Mit seinen 650 Kilogramm und seiner wuchtigen Statur ist er wahrlich kein Pferd, das man übersieht. Eher ist er ein Elefant im Porzellanladen. Oftmals weiß er nämlich selbst nicht, dass er so schwer, groß und breit ist, und kann schon mal dahingehen oder dorthin klettern, wo er eigentlich nicht durchpasst 😉

    Cento ist ein sanfter Riese, dem der Schalk im Nacken sitzt. Oft meint man, man hat es mit einem 4-Jährigen zu tun, so verspielt ist er ab und zu.

    Allerdings wird Cento aufgrund seiner Masse oft falsch eingeschätzt: Entgegen seiner Statur und seines Auftretens ist er einfach nur ein riesengroßes Baby: Er ist zum Beispiel auf Kriegsfuß mit Tierärzten. Seit er mal länger in der Klinik bleiben musste, sind ihm Tierärzte mit Spritzen ein Graus. Er wird dann panisch, reißt sich los und ist auf Nimmerwiedersehen am Ende des Paddocktrails wiederzufinden!

    Wenn er vor etwas Angst hat und man ihm Druck macht, wird er völlig kopflos. Cento braucht viel Zuspruch und Vertrauen in „seinen“ Menschen, sobald er misstrauisch oder ängstlich wird.

    Niemand traut ihm diese sensible Seite zu, aber da ist er das völlige Gegenteil zu Iman: Sie schmal und schmächtig, aber vollends die taffe Frau, die sich durch nichts aus der Ruhe bringen lässt, und dann der riesige Koloss mit seiner sanften und übersensiblen Art, der ziemlich ängstlich ist …

    Iman und Cento sind übrigens ein Herz und eine Seele. Die beiden machen alles zusammen, wie Bruder und Schwester!

    Cento ist mit super Springpapieren ausgestattet und war auch schon erfolgreich in L-Springen am Turnier, bevor ich ihn 6-jährig gekauft habe. Mein Vater liebt es, mit ihm ausreiten zu gehen: „Er ist halt ein Männerpferd!“

    So sensibel Cento vom Boden aus ist: Kaum sitzt man auf ihm drauf, kann eine Bombe neben ihm am Reitplatz einschlagen, auf ihm fühlt man sich absolut sicher. Er hat unter dem Reiter noch keinen einzigen Buckler oder Steiger gemacht, da ist absolut Verlass auf ihn!

    Reiten als Lebensschule
    Cento mein sanfter Riese

    Indira, die taffe Kämpferin

    Indira ist die Halbschwester zu Iman und kommt von derselben Züchterin. Indira kam zu mir, ohne dass ich konkret auf der Suche nach einem neuen Pferd gewesen wäre. Warum auch? Ich hatte ja schon drei!

    Aber wie das so ist mit einem eigenen Stall: The sky’s the limit … oder so ähnlich 😉

    Indira hat mit ihren jungen 9 Jahren bereits eine krasse Krankengeschichte hinter sich, alle in Zusammenhang mit ihren zwei Trächtigkeiten.

    Bevor sie in die Zucht kam, war sie erfolgreich in Deutschland in Dressurpferdeprüfungen der Klasse A und L. Sie wäre eine fantastische Tänzerin durchs große Dressurviereck geworden, wenn nicht ihre Züchterin die Reißleine gezogen hätte und sie aus dem Sport herausgenommen hätte: Sie wollte nicht, dass sie unter derart viel Druck laufen muss.

    Imans Züchterin rief mich eines Tages an und fragte mich, ob ich auf der Suche nach einem Pferd sei. „Natürlich nein“, war meine Antwort. Doch ich fuhr trotzdem hin und ritt Indira Probe.

    Womit es endete, weiß man ja: Indira steht seit September 2019 in meinem Stall – und was soll ich sagen? Sie ist ein Traum von Pferd. Schon beim ersten Reiten wusste ich: Mit viel Geduld kommt sie mal ganz weit! Ihre Grundgangarten sind fantastisch, sie will einem immer alles recht machen, reagiert auf kleinste Hilfen, will immer mitarbeiten, denkt schon drei Schritte voraus, während ich noch überlege, wie ich die Hilfe korrekt einsetze … Einfach ein Traum!

    Von Indira lerne ich jeden Tag: Sei der beste Reiter für dein Pferd!

    Indira ist ein derart sensibles Pferd unter dem Sattel, dass ich beispielsweise nur an eine winzige Drehung meiner äußeren Schulter denken muss und schon sind wir im Schulterherein. Das ist ein Traum zum Reiten, aber ebenso auch enorm schwierig, denn man muss seinen Körper zu 100 Prozent unter Kontrolle haben. Steife Hüftgelenke vom vielen Sitzen am Computer rächt sich dann innerhalb von wenigen Sekunden.

    Seit ich Indira habe, arbeite ich (wenn möglich) täglich an mir selbst: Yoga, Feldenkrais, Alexandertechnik, Seminare und Fachliteratur zum Reitersitz, Kraftübungen, Ausdauertraining. Ich tue alles, um ihr die beste Reiterin zu sein! #seiderbestereiterfürdeinpferd

     

    Indira

    Was kannst du bei Ghostreiter by Melanie lernen?

    Ich versuche in meinen Workshops und Reitstunden die Grundlagen des Reitens und den Umgang mit dem Pferd von Beginn an auf Achtsamkeit und Bewusstheit basierend zu vermitteln. Es ist mir ein großes Anliegen, den Menschen, die bei mir Unterricht nehmen oder zu meinen Workshops kommen, die Art des Pferdes, seine Stärken und Schwächen, die physiologischen Grundlagen der Bewegungen nach den Prinzipien der klassischen Reitlehre und das zugrundeliegende Verhalten des Pferdes genau zu erklären.

    Bei mir gibt es keine sturen Kommandos wie „Ferse runter, Kopf hoch“ hören, sondern man wird von Grund auf verstehen, wieso wir uns genauso wie das Pferd im Gleichgewicht befinden müssen und durch Balance in der Bewegung reiten sollten. Durch die Reitlehren und Übungen von Peggy Cummings mit ihrem Connected Riding sowie von Sally Swift mit ihrem Centered Riding kommen wir zu dem Reitersitz, der uns geschmeidig und einfühlsam auf dem Pferd sitzen lässt. So können wir das Pferd bestmöglich unterstützen, anstatt es zu behindern, und können so die überall gewünschte, aber selten erreichte Harmonie zwischen Pferd und Reiter schaffen.

    Neben dem Reiten steht für mich vor allem auch die Vorbereitung des Pferdes vom Boden aus im Vordergrund. Hier ist für mich die Tellington-Methode mit ihren TTouches in der Körperarbeit und dem Lernparcours in der Bodenarbeit essenziell. Nur ein Pferd, das ohne das Gewicht des Reiters gelernt hat, sich im Gleichgewicht und koordiniert zu bewegen, kann dies unter dem Reiter in seiner natürlichen Anmut, und ohne Schaden zu nehmen, tun.

    Wenn du Interesse an Seminaren und Workshops zur Tellington-Methode oder Sitzschulungen in Theorie und Praxis hast, kontaktiere mich gerne für alle Möglichkeiten, bei dir am Stall einen Workshop abzuhalten:

    Mail mir an melanie@ghostreiter.at oder fülle das Kontaktformular aus:

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