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Reiten ist Sport

  • Ausgleichssport zum Reiten als Erfolgsfaktor

    Ausgleichssport zum Reiten: Meine 6 Favoriten

    Die ganze Welt steckt aktuell in einer besonderen Krise. Wir wissen nicht, was uns noch alles bevorstehen wird und inwieweit wir noch eingeschränkt werden. In Zeiten der Corona-Krise heißt es, besonders achtsam zu sein und auf sich zu schauen. Ganz besonders dann, wenn aufgrund von Zugangsbeschränkungen, Ausgangssperren oder sogar Quarantäne die Zeit im Stall auf das minimalste beschnitten ist oder sogar ganz flachfällt.

    Mit Ausgleichssport zum Reiten können wir uns in diesen Zeiten, in denen wir nur ganz kurz oder engeschränkt reiten können, fit halten. Wir können gezielt Muskelgruppen trainieren, die wir fürs Reiten benötigen, können an unserer Ausdauer sowie an der Koordination arbeiten und so nachhaltig bessere Reiter werden (#seiderbestereiterfürdeinpferd).

    Zum Reiten gehört viel mehr als nur das Trainieren von Lektionen gemeinsam mit dem Pferd und genügend Gefühl. Reiten ist – aus wissenschaftlicher Sicht betrachtet – ein Sport, der höchste Bewegungskoordination zwischen zwei sich völlig unterschiedlich bewegenden Lebewesen ist.

    Hier ein paar Tipps von mir, wie wir unseren Körper optimal – abseits vom Reiten – trainieren können, um der beste Reiter für unser Pferd zu werden:

     

    1. Leichter Ausdauersport zur Stärkung von Kreislauf und Bewegungsapparat

    Nur wer fit ist und seinen Körper in Schuss hält, ist auch fit fürs Reiten – so meine Meinung. Ja, Reiten ist für mich Sport, und der macht nur Spaß, wenn ich fit bin und nicht nach einer Runde im Aussitzen hechelnd am Pferd sitze. Außerdem finde ich, dass ich nicht von meinem Pferd verlangen kann, 20 Minuten im Trab und 10 Minuten im Galopp in der Reitstunde zu schuften, wenn ich selbst nicht mal eine kleine Joggingrunde ohne Herz-Kreislauf-Kollaps überstehe 😉

    Deshalb versuche ich, so oft wie möglich leichten Ausdauersport zu machen. Dazu zählen für mich gemütliche Wanderungen mit dem Hund, leichte Klettertouren oder Klettersteige, Mountainbiken oder Rennradeln (perfekt für die Gelenke in den Beinen) oder im Winter Skifahren und Skitouren.

    Damit halte ich mein Herz-Kreislauf-System in Schwung, baue Ausdauer und Kraft auf und mobilisiere zudem meinen gesamten Bewegungsapparat. Und wo, wenn nicht beim Reiten, ist mein Körper derart schwungvoll in Bewegung wie beim Reiten und wo, wenn nicht beim Reiten, muss ich nicht nur meinen Körper in Bewegung unter Kontrolle halten, sondern zudem noch einen zweiten Körper, nämlich den des Pferdes? Allein, dass ich mein Pferd bestmöglich beim Reiten unterstützen möchte, verlangt von mir, ein genauso guter „Sportkamerad“ zu sein, wie ich es auch von meinem Pferd verlange. Also wieso nicht auch meinen eigenen Körper trainieren und nicht nur den meines Pferdes?

    Hier ein paar Anregungen, wie man tägliche Bewegung in den Alltag einfach und unkompliziert integrieren kann:

    • Mal die Treppe nehmen statt des Aufzugs
    • In der Mittagspause statt Kaffee und Tratsch in der Kantine 20 Minuten draußen an der frischen Luft eine Runde Spazierengehen. Klatsch und Tratsch kann man dabei genauso austauschen 😉
    • Zu Fuß oder mit dem Fahrrad in den Supermarkt oder ins Shoppingcenter
    • Mal eine Haltestelle früher aussteigen und zu Fuß in die Arbeit gehen

    Direkt im Stall beim Pferd:
    • Vor dem Reiten 10 bis 15 Minuten neben dem Pferd im flotten Schritt mitmarschieren statt zu reiten.
    • Bei der Freiarbeit in der Halle oder am Reitplatz mit dem Pferd mitlaufen.
    • Aufwärmübungen in der Stallgasse vor dem Aufsteigen
    • Spazierengehen mit dem Pferd im flotten Schritt statt Ablongieren

     

    2. Yoga - am besten jeden Tag

    Yoga bommt nicht umsonst seit Langem: Es ist eine sanfte, ruhige „Sportart“, um sich emotional, psychisch und körperlich ins Gleichgewicht zu bringen. Yoga reduziert nachgewiesenermaßen Stress, beruhigt die Atmung, erhöht die Flexibilität in den Gelenken, kräftigt und dehnt die Muskulatur und mobilisiert die Wirbelsäule.

    Vor drei Jahren habe ich bei der 30-Day-Yoga-Challenge von Yoga with Adriene Yoga für mich entdeckt. Jetzt schon zum 3. Mal habe ich zum Jahresbeginn mitgemacht und mich jeden Tag motiviert, Yoga zu machen. Die Videos von Adriene sind für Anfänger sowie für Fortgeschrittene geeignet. In ihrer humorvollen Art leitet sie die Übungen wunderbar einfach an. Außerdem ist ihr Hund Benji auf jedem Video mit dabei – alleine wegen ihm muss man mitmachen 😉 (Achtung: Die Videos sind auf Englisch. Aber auch ohne groß Englisch zu verstehen, sind die Übungen einfach über das Video nachzumachen!)

    Natürlich muss auch ich mich manchmal überwinden, die Yogamatte rauszuholen und mich auf die Matte zu stellen, aber es rentiert sich jedes Mal. Nach jeder Session fühle ich mich wohler in meinem Körper, jede Zelle fühlt sich erneuert an, mein ganzer Körper ist wohlig warm durchblutet – und das Beste: Ich weiß, dass ich so am besten flexibel und beweglich sowie stark genug für mein Pferd werde, eben die beste Reiterin für meine Pferde werde (#seiderbestereiterfürdeinpferd).

    Meine 9 Yoga-Lieblingsübungen speziell für Reiter habe in diesem Beitrag zusammengestellt: Yoga für Reiter – 9 Übungen für den perfekten Reitersitz

    3. Feldenkrais

    Zum Beginn des neuen Jahres geht es für mich los: Für meine Ausbildung zur Centered Riding Ausbilderin benötigte ich Feldenkrais-Einheiten. Aber nicht nur deswegen habe ich mich dafür entschieden, regelmäßig Feldenkrais zu machen. Es ist so spannend zu erfahren, mit wie wenig Aufwand und Veränderung in kleinsten Bewegungen man sofort eine Rückmeldung im Sattel von seinem Pferd bekommt. Feldenkrais, also „Bewusstheit durch Bewegung“ ist für mich die ideale Ergänzung zum Reiten.

    Bei Feldenkrais geht es zuerst um die Wahrnehmung, wie bestimmte Bewegungen ausgeführt werden. Im Anschluss werden effektivere Möglichkeiten gesucht, die Bewegung mit weniger Kraft und leichter auszuführen. Und genau das macht Feldenkrais so wertvoll für Reiter: Je leichter und effektiver wir Reiter unsere Bewegungen ausführen können, desto organisierter ist unser Sitz und desto verständlicher können wir einwirken und desto harmonischer können wir uns mit dem Pferd gemeinsam bewegen. Mit Feldenkrais für Reiter kann jeder seinen Sitz und in Folge seine Kommunikation mit seinem Pferd verbessern.

    Hört euch in eurem Bekanntenkreis mal um. Es gibt immer mehr Angebote für Feldenkrais und Reiten. Teilweise gibt es Trainer, die mobilen Unterricht am Pferd mit Feldenkrais-Übungen anbieten, aber auch mehrtägige Lehrgänge, wo Feldenkrais auf der Matte ohne Pferd gemacht wird, um im Anschluss das Erspürte am Pferd umzusetzen.

    4. Alexander-Technik

    Was ist die Alexander-Technik?

    Die Alexander-Technik ist eine pädagogische Methode und beschäftigt sich mit dem Erkennen und Ändern von Gewohnheiten, besonders von körperlichen Fehlhaltungen, die sich durch Verspannungen, Schmerzen oder Funktionseinschränkungen äußern. [Wikipedia]

    Das Erkennen und Veränderung von Fehlhaltungen und unnützen Gewohnheiten im Umgang mit dem eigenen Körper finde ich unglaublich bereichernd für jeden Reiter.

    Es ist so spannend zu bemerken, wie man unnötig Kraft aufwendet und seinen Körper falsch benutzt, nur um zum Beispiel von einem Stuhl aufzustehen. Nur ein Beispiel: Durch die Alexander-Technik habe ich entdeckt, dass ich zu wenig Kraft in den Oberschenkeln habe und mich deshalb immer mit dem Oberkörper nach vorne schmeiße, um von einem Stuhl aufzustehen: Dasselbe mache ich im Sattel: Kein Wunder, dass mir meine sehr sensible Stute immer wieder auf die Vorhand fällt und ihr Heil im Weglaufen sucht …

    Ich arbeite aktuell mit Maleen Schultka aus Bad Aibling (Deutschland). Ich kann sie sehr empfehlen, da sie selbst auch Reiterin ist und in jeder Einheit konkrete Bezüge zum Reiten herstellen kann. Hier geht’s zu ihrer Seite, wer sich mal informieren möchte. Maleen gibt auch Sitzschulungs-Workshops und Seminare: www.sitzexperte.com

    5. Gezielte Kräftigungsübungen

    Durch gezielte Kräftigungsübungen kann ich Schwächen und Dysbalancen gezielt bearbeiten.

    Wer sich zum Beispiel schwertut, federnd leichtzutraben und sanft einzusitzen, sollte seine Oberschenkelmuskulatur stärken sowie seinen Rumpf stabilisieren. Dafür eignen sich entsprechende Yoga-Übungen (vgl. weiter oben) oder passende Übungen, die nur mit dem Körpergewicht arbeiten. Aber keine Angst! Man muss für eine kräftige Muskulatur nicht ein Jahresabo im nächsten Fitnessstudio lösen und sich an den Geräten abrackern.

    Mit einfachen Übungen kann man auch von zuhause aus gute Erfolge erzielen.

    Meine All-time-Favorites sind  Variationen von Yoga-Posen, die man durch dynamische Bewegungen zur Kräftigung der Muskulatur nutzen kann: Sit-ups für die vordere und seitliche Bauchmuskulatur, die Yogaübung „Das Brett“ für eine stabile Mittelpositur sowie „Der Stuhl“ und Kniebeugen für kräftige Oberschenkelmuskeln.

    Ausgleichssport zum Reiten - "Das Boot" oder Sit-ups
    Ausgleichssport zum Reiten - "Das Boot" oder Sit-ups
    Ausgleichssport zum Reiten - "Das Brett" oder Liegestütz
    Ausgleichssport zum Reiten - "Das Brett" oder Liegestütz
    Ausgleichssport zum Reiten - Der Stuhl
    Ausgleichssport zum Reiten - "Der Stuhl" bzw. Kniebeugen

    6. Pilates

    Pilates ist auch bei Reitern ein sehr beliebter Ausgleichssport. Das systematische Ganzkörpertraining kräftigt die Muskulatur, vor allem der von Reitern stark beanspruchten Beckenboden- Rücken- und Bauchmuskulatur.

    Durch Pilates werden vor allem die tiefliegenden kleineren und meist verkümmerten und schwachen Muskelgruppen angesprochen und gekräftigt. Pilates stärkt vor allem eine gesunde Körperhaltung und dadurch eine korrekte Aufrichtung, die uns nicht beim Reiten zugute kommt.

    Bei Pilates wird anhand von Kraftübungen, Stretching und bewusster Atmung trainiert.

    Viele der Übungen haben ihren Ursprung auch in der Philosophie von Moshé Feldenkrais: Mit kleinen Bewegungen viel erreichen.

    Du siehst, es gibt zahlreiche Möglichkeiten für Ausgleichssport zum Reiter und für die allgemeine Fitness von Reitern. Was du schlussendlich machst, ist die überlassen. Nicht jeder mag es ruhig und bewusst wie bei Feldenkrais, manch eine mag es lieber actiongeladen und abwechslungsreich wie beim Krafttraining im Fitnessstudio. Egal, wofür du dich entscheidest: Hauptsache, du bleibst fit, beweglich und gesund: Genau das, was du dir ja auch von deinem Pferd wünscht!

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