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Pferd vor Hitze schützen

  • Pferde vor Hitze schützen: 5 coole Tipps

    Pferde vor Hitze schützen: Wissen ist besser als glauben!

    Pferde vertragen Hitze längst nicht so leicht, wie früher gedacht wurde. Auch wenn die Vorfahren unserer Pferde Steppentiere sind und (wie die Berber zum Beispiel in der marokkanischen Wüste) gut mit der Hitze umgehen konnten, sind unsere – durch Zucht und Haltung – zarter besaiteten domestizierten Hauspferde längst nicht mehr so robust, wie viele denken und müssen vor großer Hitze und Überhitzung geschützt werden.

    Pferde vor Hitze schützen bedeutet ein verantwortungsvoller Pferdehalter zu sein und Pferde vor Überhitzung, sei es durch direkte Sonneneinstrahlung oder Überlastung, effektiv zu schützen.

    Große Hitze setzt nämlichen den großen Warmblütern genauso zu wie den Ponys und Kleinpferden. Letztere sind sogar aufgrund ihrer Herkunft „Nordtiere“, das heißt kühlere Gefilde gewohnt und tun sich mit Hitze meist schwerer. Die Bezeichnung „Warmblüter“ lässt auch nicht den logischen Schluss zu, dass sie leichter mit Hitze umgehen können als die „Kaltblüter“. Diese Bezeichnungen beziehen sich nämlich auf das Gemüt, den Arbeitseifer der Pferde und nicht auf die Temperatur ihres Blutes 😉

    Verantwortungsbewusste Reiter wissen deshalb, dass auch bei großer Hitze ein Pferd schonend bewegt werden muss und auch Offenstallpferde keinesfalls auf Weiden ohne schattenspendende Bäume oder einen Unterstand untergebracht werden dürfen.

    Wenn die sogenannten „Hundstage“ im Sommer die Temperaturen weiter über 30 Grad klettern lassen und man selbst sich platt und müde fühlt, dann kann man davon ausgehen, dass auch Pferde ruhiger treten und sich schonen.

    Will der Reiter dennoch sein Pferd trainieren und reiten, sollten so grundlegende Dinge wie Beine kühlen und sanftes Abduschen nach dem Reiten, Reiten nur in den kühleren Morgen- oder Abendstunden und ausgleichende Fütterung von Elektrolyten und Salzen selbstverständlich sein.

    Hier jetzt aber 5 vielleicht ungewöhnliche, aber höchst effektive Tipps von mir, wie du dein Pferd vor Hitze schützen kann und es auch vorsorglich auf die große Sommerhitze vorbereiten kannst.

    1. Vorbeugende Fütterung: Weißdorn

    Besonders ältere und kranke Pferde leiden in der Sommerhitze besonders. Ihr Immunsystem ist meist schon angeschlagen durch Krankheiten oder einfach altersbedingt. Sie können nicht mehr so effektiv ihre Körpertemperatur herunterkühlen. Meist arbeiten Herz und Lunge bereits bei geringer Aufregung, Stress oder Bewegung vermehrt, um die Körpertemperatur konstant zu halten. Dies ist anstrengend und überfordert rasch den gesamten Kreislauf.

    Ältere, aber auch jüngere Pferde, die sehr sensibel sind, profitieren sehr von Kräuterfütterung. Weißdorn ist ein heimisches Gewächs, das in der Pferdefütterung älterer Pferde gerne eingesetzt wird. Es fördert den Kreislauf und stärkt insbesondere das (meist schon geschwächte) Pferdeherz. Es wirkt durchblutungsfördernd und erleichtert durch seine aktivierende Wirkung älteren Pferden die Zeit großer Hitze.

    Mein Senior Ronnie, der auf die 30 zugeht, tat sich diesen Sommer deutlich leichter mit Hitze mit der Zufütterung von Weißdorn. Er bekommt die getrockneten Kräuter einfach über sein normales Futter gestreut.
     
    * Bitte beachte, dass ich keine Ernährungsberaterin für Pferde oder ähnliches bin. Ich schreibe hier nur von meinen persönlichen Erfahrungen. Möchtest du mehr Informationen zur individuellen Fütterung deines Pferdes wende dich bitte an einen Futterexperten oder den Tierarzt deines Vertrauens.
    Pferd Überhitzung Weißdorn
    (c) Rosa-Maria Rinkl, wikicommons

    2. Kühlende Kopfbandage

    Wer sich bereits ein wenig mit der Tellington TTouch Methode auseinandergesetzt hat und damit in Berührung gekommen ist, weiß, dass wir Practitioner Bandagen nicht nur zum Schutz der Beine verwenden!

    Weiche, elastische (!) Bandagen werden in der Tellington-Methode eingesetzt, um dem Pferd zu mehr Körperbewusstsein und Körperwahrnehmung zu verhelfen. Indem wir in der Hitze des Sommers diese Bandagen (z. B. elastische Bandagen, erhältlich u. a. bei Loesdau, oder aus der Humanmedizin) unter kaltem Wasser nass machen, gut auswringen und dann verwenden, schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe:

    1. Benutzen wir das Körperband, wie die elastischen Bandagen in der Tellington-Arbeit genau bezeichnet werden, am Pferdekopf, fördern wir die Konzentration und Gelassenheit des Pferdes. Das Genick ist eine sehr oft sehr verspannte Region am Pferdekörper. Durch das sanfte Umwickeln des Genicks (und der Stirn, je nach Wickelmethode) lenken wir die Aufmerksamkeit des Pferdes auf diese Region und es kann so selbst Verspannungen lösen (z. B. durch Abkauen, Gähnen etc.).

    2. Der feuchte Stoff kühlt und bringt so in der heißen Jahreszeit zusätzlich Erleichterung ins Pferdetraining. In der Bodenarbeit verwendet lieben es Pferde, mit dieser feucht-nassen Bandage einfach nur ruhig dazustehen und über das Gelernte nachzudenken. Wie heißt es so schön: Immer ein kühles Köpfchen bewahren 😉

    Kopfbandage Hitze
    Mit kaltem Wasser befeuchtete Kopfbandagen helfen Pferden, ein kühles Köpfchen in aufregenden Situation zu bewahren!

    3. Bodenarbeit am Wasser

    Wenn die Hitze zu drückend und schwül wird, gebe ich meinen Pferden auch gerne einmal frei. Dann gibt es nur Weidegang in der Früh oder spätabends, wenn die Hitze ein wenig nachlässt und weniger Insekten herumschwirren, und ein oder zwei Mal am Tag eine kühle Dusche (vgl. weiter unten: Bonus: Die gesunde Pferdedusche)

    Möchtest du dennoch dein Pferde ein wenig bewegen, spaziere oder fahre mit dem Hänger an eine nahegelegene Wasserstelle an einem Fluss, Bach oder See. Schwimmen mit dem Pferd macht richtig Spaß, wenn das Pferd an das kühle Nass schonend gewohnt wird und nicht hysterisch im Wasser herumspringt.

    Pferde gewöhne ich an fließendes Gewässer prinzipiell vom Boden aus – außer es ist ein sehr ruhiges Pferd, das in einer ihm bekannten Herde in Ruhe hinterhertrotten kann und so im Zusammensein mit seiner Herde das Wasser kennenlernen kann.

    Mit einem Spaziergang zu einem nahen Wasser ist dein Pferd bewegt – ohne es in der glühenden Hitze überstrapaziert zu haben – und es wartet als Belohnung die Abkühlung im Wasser.

    Ich nehme dazu zur Sicherheit – auch beim noch so braven Pferd – einen Kappzaum und einen sehr langen Strick oder gleich die Longe. Mit Kappzaum und Longe kannst du deinem Pferd genügend Platz geben, sich vorsichtig an das Wasser heranzutasten. So brauchst du keine Angst zu haben, dass dir dein Pferd den Strick aus der Hand reißt, wenn es doch mal erschrocken vor dem ersten nassen Huf wieder nach hinten wegspringt.

    Geh du selbst voraus ins Wasser, lasse den Strick lang und dann warte. Lass dein Pferd vor und zurück gehen. Verhindere nicht, dass es rückwärts ausweicht. Pferde nähern sich „Gefahren“, als das Wasser zuerst mal angesehen wird, nach dem Prinzip „Annähern und weichen“: Sie tasten sich vorsichtig heran, schnuppern, weichen wieder zurück, sind doch neugierig, kommen wieder heran – und irgendwann folgt dann der erste Huf. Hat das Pferd bereits aus dem Wasser getrunken, dauert es nicht mehr lange, bis es auch mit den Hufen nachfolgt.

    Bis das Pferd völlig entspannt ins Wasser geht und dort auch ruhig steht, kann es ein paar Anläufe dauern. Sei aber nicht ungeduldig, wenn es beim ersten Versuch nicht gleich klappt. Meist gehts beim nächsten Mal gleich viel besser. Pferde benötigen viele Pausen, um das Gelernte zu verarbeiten und als ungefährlich einzustufen.

    Geht das Pferd brav ins Wasser kannst du vom Boden aus es nun vorsichtig wie zum Longieren um dich herumschicken – Aquatraining sozusagen. Grundvoraussetzung: Keine allzu großen Steine im Fluss oder Bach. Optimal dafür sind seichte Wasserläufe, Sandstellen oder einfach nur die Wasserfurt auf der Cross-Country-Strecke beim benachbarten Reiterhof!

    4. Ohren TTouch für Pferde

    Wenn du eines oder mehrere der folgenden körperlichen Anzeigen bei deinem Pferd bemerkst, kämpft dein Pferd bereits schwer mit der Hitze und ist vielleicht sogar schon überhitzt:

    • Lässt den Kopf hängen, Ohren hängen schlapp seitlich nach unten
    • Unruhig, läuft ständig herum, kann nicht stillstehen
    • Schwitzt ohne Anstrengung
    • Schlägt ständig mit dem Schweif
    • Hochgezogene Nüstern, verspannte Maulpartie, klar erkennbare dreieckige Form der Augen, Schmerzfalten rund um die Nüstern und ums Maul
    • Ist schlapp, bewegt sich nur schleppend
    • Atmet schwer, die Flanke hebt und senkt sich in schnellem Rhythmus
    • Weit geöffnete Nüstern wegen erschwerter Atmung
    Wie schon oben gesagt, können Pferde bei großer Hitze deutlich weniger leicht damit umgehen als vermutet. Zeigt dein Pferd bereits einige der oben stehenden Symptome, hat es bereits schwer zu tun mit der Hitze.
    Der Kreislauf des Pferdes läuft bereits auf Hochtouren, das Herz klopft schneller, die Atmung ist beschleunigt: Das Pferd droht zu überhitzen. Um neben den anderen oben angeführten Tipps deinem Pferd rasch HItzelinderung zu verschaffen, kannst du den Kreislauf mit dem Ohren TTouch aus der Tellington TTouch Methode wieder in Schwung bringen.
    Den Ohren TTouch kannst auch anwenden, bevor dein Pferd von der Hitze geplagt ist, um seinen Kreislauf in Gang zu halten und es so zusätzlich zu unterstützen.
     
    Der Ohren TTouch für Pferde aus der Tellington TTouch Methode kann dem Pferd auf mehreren Ebenen helfen:
    1. Physisch: An den Ohren sitzen viele Akupressurpunkte, die durch das Ausstreichen der Ohrmuschel angeregt werden. Damit kann u. a. der Kreislauf des Pferdes angeregt werden (bei Kolik, Kreislaufschwäche etc.) und können Verspannungen im Genick gelöst werden.
    2. Psychisch: Kopfscheue Pferde lernen, dass Berührungen an den Ohren angenehm sind, und lernen, sich zu entspannen.
    3. Emotional: Viele Pferde lieben den Ohren TTouch und genießen ihn. Die angenehmen Berührungen festigen die Beziehung zwischen Mensch und Pferd und stärken die emotionale Bindung.
     
    In der Sommerhitze kann der Ohren TTouch helfen, den Kreislauf des Pferdes wieder zu stabilisieren. Zusammen mit einer abkühlenden Dusche (siehe unten Punkt 5. Bonus) verhinderst du so, dass dein Pferd im schlimmsten Fall einen Kreislaufkollaps erleidet oder gar eine Kolik!

    Achtung!

    Für all meine Empfehlungen aber gilt immer: Diese Anwendungen ersetzen nie und nimmer die Konsulation eines Tierarztes. Wenn sich der Zustand deines Pferdes nicht verbessert, gehört immer ein Tierarzt gerufen, um Schlimmeres zu vermeiden! Mit dem Ohren TTouch kannst du die Wartezeit, bis der Tierarzt eintrifft, aber wunderbar überbrücken und so deinem Pferd Linderung verschaffen!

    5. Bonus: Wie du dein Pferd im Sommer korrekt abduschst

    Eine kühle Dusche bei Sommerhitze liebt fast jedes Pferd, das mit Vorsicht und Vernunft an das kalte Nasse aus dem Schlauch (der bösen, bösen Schlange!) gewöhnt wurde.

    Aus den Schläuchen an den Waschplätzen der meisten Ställe kommt eiskaltes Wasser. Nur wenige Ställe haben den Luxus eines großen Boilers, der es einem auch im kühlen Frühling oder Herbst oder sogar im Winter ermöglicht, sein Pferd mit (lau-)warmem Wasser abzuduschen.

    Gerade wenn Pferde im Hochsommer bereits stark erhitzt sind, schwitzen und von der Arbeit erschöpft sind, ist der Kreislauf sehr anfällig. Eine Dusche mit dem eiskalten Wasserstrahl überfordert in solch einem Moment komplett das Herz-Kreislauf-System des Pferdes. Du kannst dir das vorstellen, wie wenn dir viel zu heiß ist, du schwitzt und dann ohne vorangegangenes vorsichtiges Gewöhnen direkt mit eiskaltem Wasser übergossen wirst. Du wirst nach Luft schnappen, dein Herzschlag geht schneller, dein Puls schnellt hoch, und du hast mal kurz Schnappatmung, oder? Nicht gerade sehr angenehm. Denn der „Erfrischungseffekt“ tritt erst danach ein und meist schwitzt man nochmal ordentlich nach, weil der Körper das Signal erhalten hat, dass es zu kalt ist!!

    Da Pferde, was ihr Kreislaufsystem anbelangt, sehr sensibel sind, solltest du darauf achten, wie du dein Pferd abduscht. Beginne immer an den Hufen und lass dir Zeit! Nicht sofort den harten, kalten Wasserstrahl direkt auf die empfindliche Sattellage oder den Hals richten. Dein Pferd wird sich bei der Berührung durch das eiskalte Wasser instinktiv verkrampfen – für ein Reitpferd ein absolutes No go!

    1. Beginne mit dem rechten Hinterbein unten am Huf. Dieses Bein ist vom Herzen am weitesten entfernt. Arbeite dich dann langsam bis zum Sprunggelenk bzw. bis zum Knie nach oben.

    2. Mach mit dem linken Hinterhuf weiter und arbeite dich das Bein weiter nach oben.

    3. Spritze den rechten Vorderhuf bis hoch zum Ellbogen hoch. und gehe dann über zum linken Vorderbein. Erst jetzt bist du mit dem kalten Wasser am nächsten am Herzen dran, und der Kreislauf nun bereits an die kälteren Temperaturen gewöhnt.

    4. Nun kannst du das Wasser langsam vom Ellbogen hin zur Brust und über den Hals richten und weiter über die Gurtlage bis hoch zum Widerrist und in der Sattellage.

    5. Achtung: Den Kopf aussparen! Pferde sind bezüglich Wasser in den Ohren sehr empfindlich. Und das gelangt sehr schnell in die Gehörgänge, wenn das Pferd beim Abduschen den Kopf schüttelt. Den Kopf am besten mit einem nassen Schwamm von Schmutz- und Schweißstellen befreien.

    6. Auf jeden Fall mit einem Schweißmesser abziehen. So kann das Fell schneller trocknen – vor allem wichtig, wenn du nicht garantieren kannst, dass dein Pferd doch irgendwo in Zugluft gelangen und sich dann erkälten könnte!

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